Deutschstunde

Der 1926 in Lyck geborene Siegfried Lenz zählt zu den bekanntesten deutschen Autoren der Gegenwart und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und den Goethe-Preis. Seine Kindheit und Jugend sind stark von den Ereignissen des Dritten Reiches geprägt. Mit 13 Jahren trat er der HJ bei, machte 1943 sein Notabitur und wurde Soldat der Marine, bevor er in Dänemark desertierte und in englische Kriegsgefangenschaft geriet. Diese Erfahrungen beeinflussen sein journalistisches und literarisches Schaffen. In einem seiner bekanntesten Werke setzt sich Lenz kritisch mit dem Dritten Reich auseinander. Der Protagonist Siggi Jepsen, ein Zögling einer Anstalt für schwererziehbare Jugendliche, muss einen Aufsatz über 'Die Freude der Pflicht' schreiben. Darin thematisiert er den Konflikt mit seinem Vater, einem Polizisten im nationalsozialistischen Rugbüll. Die Freundschaft zwischen seinem Vater und dem Maler Nansen wird durch die NS-Zeit belastet. Der Vater setzt das Malverbot für Nansen rigoros durch, während Siggi versucht, die Kunstwerke zu retten. Das Ende des Dritten Reiches bringt keine grundlegende Veränderung; der Vater kehrt, ungebrochen autoritätsgläubig, auf seinen Posten zurück. Mit diesem Werk konfrontiert Lenz seine Leser mit der scheinbar unpolitischen Pflichterfüllung und der Heimattreue, die in der Nachkriegszeit als tragende Säulen des Nationalsozialismus entlarvt wurden.