Mädchenleben oder Die Heiligsprechung

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Für alle Walser-Leser ist es ein Fest des Wiedersehens: Bereits in seinen Tagebüchern von 1961 finden sich Eintragungen zu „Mädchenleben“. Fast sechzig Jahre später hat der Autor diese Notizen zu einer „Legende“ verwoben: die Geschichte des Mädchens Sirte Zürn, das, weil es eigene Wege geht, plötzlich verschwindet und erst nach Tagen wieder auftaucht. Es gräbt sich im Sand ein und rennt bei Sturm in den See. Auf Wunsch ihres Vaters soll Sirte heiliggesprochen werden. Der Untermieter der Familie, Lehrer Anton Schweiger, ist von diesem Gedanken so begeistert, dass er alles sammelt, was es über das Mädchen zu erzählen gibt, und gerät immer mehr in ihren Bann. Martin Walsers neues Werk besticht durch lebhafte, ungewöhnliche Figuren, die in einer entrückten Welt leben. Was bewegt Anton Schweiger, als Lehrer zur Untermiete bei den Zürns zu wohnen? Warum hegt er eine solche Sehnsucht nach Sirte? Und was steckt hinter dem Gedanken des Vaters zur Heiligsprechung seiner Tochter? Die Ehe der Zürns ist ebenfalls seltsam, mit einer Frau, die während der Gartenarbeit von ihrem Mann zu Boden geworfen wird. Fasziniert lesen wir die herrlichen Walser-Sätze und lassen uns von der Geschichte eines jungen Mädchens fesseln, das zerbrechlich, sonderbar und mit einem besonderen Gespür ausgestattet ist.