Die Zunge reicht weiter als die Hand

Lojze Wieser hat bereits vor der EU-Erweiterung 2004 die Grenzen zum europäischen Osten aufgehoben. Als Herkunft aus Kärnten hat er die kleinen, unbekannten Literaturen der östlichen Nachbarn entdeckt und ihnen einen Platz im gesamteuropäischen Bewusstsein gesichert. Seine verlegerischen Impulse wurden zu kulturpolitischen Akzenten, die den europäischen Integrationsprozess begleiten. Der politische Einigungsprozess fand mit Wiesers literarischen und wissenschaftlichen Beiträgen, wie der Enzyklopädie des Europäischen Ostens (WEEO), wirksame Vorboten. Er setzte sich dafür ein, dass politische Grenzen nicht länger kulturelle Grenzen definieren. Kein anderer hat diesen mutigen Ansatz so erfolgreich verfolgt wie Wieser. Seine Texte gewähren Einblick in die Gedanken und Arbeitsweise eines der markantesten Verleger und laden zu einer anregenden literarischen Reise durch die Kultur Europas ein. Wieser betont, dass Sprache ein Reichtum ist, der aus jahrhundertelangen Einflüssen entstanden ist. In der Literatur zeigt sich diese Vielfalt, die immer wieder überrascht und überzeugt. Kulturen sind das Salz der Gesellschaft, und der Umgang mit ihnen verdeutlicht, dass ein Verständnis für die eigene Kultur allein nicht ausreicht, um die Vielfalt der Welt zu begreifen.