Wie wird ein Land wohlhabend und mächtig? Wie kann ein Gemeinwesen dafür sorgen, dass ein möglichst großer Teil seiner Bevölkerung über eine Beschäftigung und ein Auskommen verfügt? Muss man dafür steuernd in die Wirtschaft eingreifen, und – wenn ja – auf welche Weise? Die Antworten, die Regierende, Verwalter und Publizisten im Europa der Frühen Neuzeit auf diese auch heute noch zentralen Fragen gegeben haben, werden von Historikern und Ökonomen meist unter dem Stichwort „Merkantilismus“ geführt. Doch hat der Begriff seit seiner Entstehung auch immer wieder Kritik hervorgerufen und Diskussionen über seine Reichweite und Eignung ausgelöst. Nachdem es seit den 1970er Jahren eher still um den „Merkantilismus“ geworden war, ist im Zuge der aktuellen Wirtschaftskrise auch die Debatte über frühneuzeitliche Wirtschaftspolitik und -theorie neu entbrannt. Welche Hauptmerkmale können ihnen zugeschrieben werden, welche Ziele verfolgten sie? Ist der Begriff „Merkantilismus“ sinnvoll oder irreführend? Die in diesem Band versammelten Beiträge beleuchten und diskutieren diese Fragen aus unterschiedlichen Perspektiven – von der Ideen- über die Wirtschafts- bis hin zur Verfassungsgeschichte.
Moritz Isenmann Boeken



Legalität und Herrschaftskontrolle (1200 -1600)
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Gab es im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit „Legalität“ oder gar „Rechtsstaatlichkeit?“ Legt man die spezifischen rechtsphilosophischen Parameter der Moderne zugrunde, so muss die Antwort nein lauten. Anders verhält es sich jedoch, wenn man Rechtsstaatlichkeit unter einem funktionalen Blickwinkel als Schutz des Bürgers bzw. Untertanen vor willkürlichen Übergriffen durch den Herrschaftsapparat betrachtet. Seit dem 13. Jahrhundert wurde nämlich die Amtsführung von öffentlichen Amtsträgern im Einflussbereich des ius commune durch den sogenannten Syndikatsprozess auf den Prüfstein gestellt. In diesem Verfahren, das automatisch am Ende der Amtstätigkeit eingeleitet wurde, konnte jeder Bürger Klagen gegen die Amtsträger vorbringen – sowohl in seinem eigenen Interesse, als auch in dem der Gemeinschaft. Diese Arbeit verfolgt die Geschichte des Sindacato von seinen Ursprüngen im römischen Kaiserreich über seine Wiedereinführung im Spätmittelalter bis in die Frühe Neuzeit. Die Unterschiede zwischen Norm und Praxis des Syndikatsprozesses sowie die politischen Kämpfe, die um das Kontrollverfahren ausgefochten wurden und über Gelingen bzw. Scheitern von Legalität und Rechtsstaatlichkeit entschieden, gewähren dabei tiefe Einblicke in die politische und rechtliche Kultur der Frühmoderne.
Die Verwaltung der päpstlichen Staatsschuld in der frühen Neuzeit
Sekretariat, Computisterie und Depositerie der Monti vom 16. bis zum ausgehenden 18. Jahrhundert
Das frühneuzeitliche Papsttum besaß bekanntlich einen enormen Kreditbedarf. Die Frage ist jedoch, auf welche Weise und wie effizient die exorbitante ‚Staatsschuld’ im Rahmen der kurialen Finanzwirtschaft verwaltet wurde. Es wird gezeigt, wie die Päpste die Verwaltung des Kreditwesens mit Hilfe von Kaufämtern allmählich zu einer ‚modernen’ Bürokratie umbauten, welches die Motive für den Umbau waren, welche Reformvorstellungen miteinander konkurrierten, welches die institutionellen, organisatorischen und personellen Charakteristiken der bürokratisierten Verwaltung waren, wie sie arbeitete und ob die rationalen Zielsetzungen erreicht wurden.