Der Nahostkonflikt
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Beiträge kritischer Wissenschaft: Doktorand_innen Jahrbuch 2019 der Rosa-Luxemburg-Stiftung
Forschungsbeiträge von Promotionsstipendiat_innen der Rosa-Luxemburg-Stiftung aus dem Jahr 2016/2017.
Politische Bildung in einer zerrissenen Gesellschaft
Die plurale Linke in Bewegung Eine Veröffentlichung der Rosa-Luxemburg-Stiftung
Marcus Hawel ist Referent für Bildungspolitik im Studienwerk der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Stefan Kalmring arbeitet als Referent für politische Weiterbildung in der Rosa-Luxemburg-Stiftung.
Gesellschaftskritik und emanzipierte Lernprozesse im flexibilisierten Kapitalismus
Linke Bildung will emanzipatorisch sein – und damit anders als klassische Bildungsformate. Sie will schulkritisch sein, also die Bildungsinteressen der Teilnehmenden ins Zentrum stellen, diese weder frontal belehren noch sie in festgezurrte Kursmodule einzwängen. Sie will den Lernenden weitreichende Gestaltungsspielräume im Lernprozess zur Verfügung stellen. Wissensvermittlung alleine reicht ihr nicht aus, sie will auch Handlungskompetenzen ausbilden. Linke Bildung betrachtet sich in ihrer Zielsetzung als Teil eines linken Politikprojekts, das durch Eigenschaften wie Aufklärung, Autonomie und soziale Gerechtigkeit gekennzeichnet ist. Dieses will sie unterstützen, indem sie Erfahrungen und Wissen weitergibt, Kritikfähigkeit anregt und die Fähigkeiten der Teilnehmenden entwickelt, in politische Auseinandersetzungen erfolgreich einzugreifen. Erfolgreich werden solche Interventionen nur sein, wenn sie handwerklich gut sind – im Idealfall besser als die der politischen Konkurrenz. Da ein linkes Politikprojekt auf Solidarität und Selbstbestimmung zielt, können ihre Politikmuster aber auch nicht einfach dieselben sein wie die der Kräfte, die auf Beharrung ausgerichtet sind. Linke Politik muss sich sowohl im Inhalt als auch in der Form von jener unterscheiden, die sie kritisiert. Dies liegt in der Natur der Sache, wenn Ausbeutung, soziale Ungleichheit, Rassismus und Sexismus überwunden werden sollen.
Die Wirkungsgeschichte der Kritischen Theorie, die unter anderem mit Karl Korsch, Georg Lukàcs, Max Horkheimer, Theodor W. Adorno und Herbert Marcuse verbunden ist, deckt sich weitgehend mit jenem 'kurzen 20. Jahrhundert', das der britische Historiker Eric Hobsbawm 1917 mit dem Ende des Ersten Weltkrieges beginnen und 1991 mit der Auflösung der bipolaren Weltordnung enden lässt. Es ist ein Jahrhundert voller Turbulenzen, Krisen und Katastrophen. Seither, so Hobsbawm, haben wir es mit einem Ableben, gar mit einem Untergang auch der westlichen Welt zu tun, die sich in einem 'freien Fall' befinde. Seit 2007 erlebt diese Welt eine fundamentale Finanz- und Wirtschaftskrise, die in einzelnen Ländern verheerende Auswirkungen hat. 2009 wurden Dimensionen erreicht, die mit jenen aus dem Krisenjahr 1929 vergleichbar sind, wenngleich bisher nicht zu erkennen ist, ob sich auch die politischen Entwicklungen wiederholen werden. Die Parallelen sind allerdings Anlass genug, die Aktualität der Kritischen Theorie zu überprüfen.
Trotz objektiver technischer Möglichkeiten der Abschaffung von Armut und Elend verschärft der Marktradikalismus die gesellschaftlichen Strukturprobleme und blockiert das produktive Experimentieren mit alternativen Lösungsansätzen. Nichts aber ist wichtiger, als die schöpferischen Potentiale zur Überwindung der Probleme freizusetzen. Denn nur wenn gedanklich die bestehenden Grenzen überschritten werden, lassen sich die Kräfte mobilisieren, die für die materielle Überschreitung derselben notwendig sind. Dazu wollen die Autoren dieses Bandes beitragen. (Quelle: offizin-verlag)