»Engere Heimat«
Die Gründung des Landes Thüringen 1920






Die Gründung des Landes Thüringen 1920
Die Geschichte der REIMAHG umfasste zwischen Gründung und der Befreiung des Areals durch alliierte Truppen nur ein gutes Jahr. Doch eine Betrechtung dieser zwölf Monate bietet einen Einblick in die Auswirkungen mehrerer Entwicklungsstränge, die hier zusammenliefen. Dies galt für den Zwangsarbeitereinsatz in der deutschen Rüstungsindustrie und seine wachsende Radikaliesierung, aber auch für die zunehmende Bedeutung lokaler Akteure und Initiativen, die Konkurenz, viel häufiger aber Kooroporation zwischen diesen und zentralen staatlichen Behörden. Die kriegswirtschaftlichen Strategien des „ Dritten Reiches“, der Versuch, ohne Rücksicht auf Menschenleben kurzfristig einsatzbereite und produktionsstarke bombensichere Fabriken für Waffebsysteme wie Düsenflugzeuge und Raketen zu schaffen, werden hier deutlich.
Antisemitische Kommunalpolitik - Zwangsarbeit - Todesmärsche
Eine Stadt der Lager – das war Jena während des „Dritten Reiches“, besonders in den letzten Kriegsjahren. Doch obwohl Lager allgegenwärtig waren, erinnert heute fast nichts mehr an ihre Standorte. Vielfach wurden sie vergessen. Lager für deutsche Arbeitskräfte, Wohn- und Arbeitslager für Deutsche mit jüdischem Hintergrund, vor allem aber Lager für ausländische Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge – sie wucherten geradezu empor. Unübersehbar bestimmten sie das Jenaer Stadtbild, zumindest in Randlagen, während die ausländischen und deutsch-jüdischen Insassen aus der Mehrheitsgesellschaft ausgeschlossen wurden. In elf Fallstudien untersuchen die Autorinnen und Autoren exemplarisch Standorte und Lagertypen sowie das Schicksal der Bewohner dieser Behelfsunterkünfte. Sie gehen der Frage nach, unter welchen Rahmenbedingungen ein regelrechter Mikrokosmos von NSLagern in Jena entstand. Und welche Rolle staatliche und kommunale Institutionen wie auch die Jenaer Stiftungsunternehmen beim Ausbau der Barackenlager spielten. Zudem beleuchten sie, wie nach 1945 unter juristischen, erinnerungskulturellen und vergangenheitspolitischen Aspekten mit diesem Kapitel der Jenaer Stadtgeschichte umgegangen wurde.
Unterirdische Rüstungswerke und Zwangsarbeit am Ende des Zweiten Weltkriegs. Mit allergrößter Beschleunigung und unter Zurückstellung aller möglichen Bedenken sollten die Arbeiten durchgeführt werden, ordnete Fritz Sauckel, der thüringische Gauleiter und Generalbevollmächtigter für den Arbeitseinsatz, im Mai 1944 an. Gemeint waren Aufbau und Inbetriebnahme eines unterirdischen Flugzeugwerkes im Walpersberg nahe der Stadt Kahla, ergänzt um Nebenwerke bei den thüringischen Gemeinden Krölpa und Kamsdorf. Binnen kürzester Zeit sollte die NS-Betriebsgruppe »Reichsmarschall Herman Göring« (REIMAHG) mit der Produktion von monatlich hunderten, schließlich mehr als tausend Flugzeugen beginnen. Am Ende wurden nur einige Dutzend Maschinen montiert und gestartet. Für dieses Ziel wurden bis zu 16.000 Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene verschleppt und unter unmenschlichen Bedingungen zur Arbeit gezwungen. 2.000 bis 3.000 Ausländer starben an Krankheiten, Hunger, Erschöpfung, durch die Schläge und Kugeln der Deutschen und ihrer Helfer. Marc Bartuschka beschreibt die Entstehung und Geschichte der REIMAHG, vor allem aber den Weg ihrer Opfer in die Zwangsarbeit und das Schicksal, das sie in Deutschland erwartete.