Tatjana Hofmann Boeken





Die geschichtsträchtige und reizvolle Halbinsel Krim im Schwarzen Meer ist von großer geostrategischer Bedeutung. Dies führt immer wieder zu politischen Konflikten. Wie aber verläuft das Alltagsleben auf der Krim jenseits der Diskurse um Recht, Grenzen und Krieg? Wie denken Intellektuelle vor Ort über die heutige Situation? Kann Geopoesie helfen, in der gegenwärtigen Krise gegenzusteuern? Tatjana Hofmanns ethnografische Langzeitbeobachtung geht diesen Fragen nach. Ihr poetischer Essay, illustriert mit großartigen Fotografien von Alexander Barbuch, überschreitet übliche Gattungsgrenzen und sucht nach Perspektiven fernab gängiger Deutungsmuster.
Nach 1989 haben wir es in Osteuropa mit einem regelrechten autobiographischen Boom zu tun, der bis heute andauert. Autorinnen und Autoren öffneten die Schubladen, überarbeiteten längst geschriebene Manuskripte, rekonstruierten, erinnerten und experimentierten mit autobiographischem Material. Die entstandene Gegen-, Mikro- und Privatgeschichte zeigt, dass Geschichte nicht nur aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt werden kann, sondern dass sie je nach Erzählweise und ästhetischen Verfahren auch anders erscheint. Das Buch versammelt literarische, philosophische und literaturwissenschaftliche Texte zum autobiographischen Schreiben nach 1989
Sewastopologia
Krim.Berlin.Zürich
Ein literarischer Erstling über das Fremdsein und das Ankommen. Ein Entwicklungsroman mit Erinnerungsbildern aus Ost und West, eine europäische Geschichte, die in eigenwilligem Ton und virtuos erzählt ist. Die Krim ist ein Mythos für Russen und Ukrainer, und sie ist eine Realität für das kleine Mädchen, das hier aufwächst, als es mit dem Sowjetreich zu Ende geht. Das Mädchen nimmt beides mit, den Mythos und die verlorene Wirklichkeit, und zieht damit durch Europa. Mit den Eltern gelangt sie als Emigrantin nach Berlin, als Wissenschaftlerin und junge Mutter findet sie schließlich ihren Ort in der Schweiz.
Nach 1991 findet eine verstärkte (Selbst-) Ethnologisierung der Ukraine in der Literatur statt, wobei ukrainisch- und russischsprachige Prosatexte kulturelle und fiktionale Räume gestalten. Diese Studie untersucht Narrationen, die sich auf die West-, Ost-, Zentralukraine und die Krym sowie Städte wie Lviv, Kyïv und Charkiv konzentrieren, und behandelt sie als Objekte einer «beobachtenden Lektüre» literarischer Explorationen. Die Ukraine ist von innen- und außenpolitischen Konflikten sowie von politischen Brüchen und territorialen Neuverschiebungen geprägt. Als zweitgrößtes europäisches Land wird sie zum Gegenstand national engagierter Konstruktionen und Dokumentationen, die der Selbsterkundung und Positionierung dienen. Die Untersuchung analysiert ukrainisch- und russischsprachige Prosa aus den ersten beiden Jahrzehnten der Unabhängigkeit, von 1991 bis 2011. Der nachholende Anschluss an europäisch konnotierte Diskurse verdeckt literarische Merkmale, die postmodernem Denken widersprechen. Die Arbeit betrachtet, wie Prosatexte auf (meta)sprachlicher Ebene die Ukraine konzipieren und das Konzept der Ethnografie nutzen, um erlebte Räume zu vertextlichen. Sie untersucht das «ethnografische» Moment von Literatur und bietet eine theoretische, komparatistische Alternative zur postkolonialen Politisierung, wobei heterogene Repräsentationen verschiedener Regionen und Städte der Ukraine im Vordergrund stehen.