Das Lüneburger Nikolaihospital gilt als das am besten erhaltene Beispiel eines mittelalterlichen Leprahospitals im deutschsprachigen Raum. Zahlreiche Schriftquellen wie Urkunden und Rechnungsbücher sowie mehrere erhaltene Gebäude, darunter zwei aus dem frühen 14. Jahrhundert, bieten facettenreiche Einblicke in die Funktionsweise und den Alltag einer Leproserie. Entgegen der verbreiteten Meinung waren Leprahospitäler keine isolierten Stationen, in denen Lepröse auf ihren Tod warteten. Vielmehr lebten hier Menschen aus verschiedenen sozialen Schichten, die in regelmäßigem Austausch mit der nahegelegenen Stadt standen. Diese Einrichtungen waren finanziell gut aufgestellt, oft an exponierten Stellen errichtet und mit hochwertiger Architektur ausgestattet. Die Publikation, die im Rahmen eines interdisziplinären Projekts entstand, gliedert sich in zwei Bände: Der erste Band behandelt die Baugeschichte des Hospitalkomplexes mit Fokus auf die mittelalterliche Bausubstanz, während der zweite Band die Regesten aller im Stadtarchiv Lüneburg erhaltenen Urkunden aus der Zeit zwischen 1251 und 1530 umfasst. Alexandra Druzynski v. Boetticher ist Bauforscherin mit Schwerpunkt auf der Architektur des mitteleuropäischen Spätmittelalters, während Marie Ulrike Schmidt als Historikerin die Sozialgeschichte mittelalterlicher Leproserien und das Königreich Sizilien in normannischer und staufischer Zeit erforscht.
Alexandra Druzynski von Boetticher Boeken
