Naturparadies Kurische Nehrung
Sandwüste in Europa






Sandwüste in Europa
Wie wurde in den Nachkriegsjahrzehnten die Literatur in den Westzonen und der SBZ, der Bundesrepublik und der DDR zu zwei deutschen Literaturen? Dieser Frage geht Helmut Peitsch auf den Ebenen von Literaturverhältnissen, Diskursen und Genres nach. Verflechtungen und Abgrenzungen begründen einen Periodisierungsvorschlag, der sowohl einer Relativierung des Einschnitts von 1945 widerspricht als auch der Verabsolutierung von ›Generationen‹. Stattdessen setzt er Binnenzäsuren um 1949, 1961 und 1976. So wird erst erkennbar, wie sich etwa die literarische Thematisierung der Nazi-Vergangenheit mit dem öffentlichen Reden von Schuld, Antifaschismus und Antitotalitarismus, Modernisierung und nationaler Identität veränderte. Für jeden Zeitabschnitt wird auf ein Element der Literaturverhältnisse – von Zensur über Verlagswesen und Medien bis zu Schriftstellerorganisationen – fokussiert ebenso wie auf ein Genre; jedem exemplarisch analysierten Text aus der BRD steht ein in seiner beziehungsgeschichtlichen Relevanz ausgewiesener Text aus der DDR gegenüber, z. B. Wolfgang Koeppens »Der Tod in Rom« Stephan Hermlins »Die Kommandeuse«. Dabei wird die zeitgenössische Rezeption nicht weniger beachtet als die spätere Kanonisierung und Dekanonisierung.
Seit der Vereinigung der beiden deutschen Staaten sprechen nicht wenige von einer Chance zur Rückbesinnung auf eine gemeinsame deutsche Tradition und zum `unverkrampften', ja ungebrochenen Umgang mit der deutschen Überlieferung. Die Studien zur deutschen Literaturgeschichte zwischen 1933 und 1989 in diesem Buch zielen darauf ab, Zweifel an der Haltbarkeit dieser Position zu wecken. Sie pochen auf die literarhistorische Erinnerung an heute vielfach gern Vergessenes - nicht nur an Texte, sondern auch an Bedingungen, die Texte möglich oder notwendig gemacht haben. In 18 Kapiteln widmet sich Peitsch dem Prozeß der Herausbildung zweier deutscher Literaturen, die beide in ihrer Weise auf die Erfahrung des Faschismus antworten: Von unterschiedlichen Prämissen ausgehend, setzen sie nicht auf Kontinuität, sondern gerade auf den Bruch mit der spezifisch deutschen nationalistischen Kontinuität; auf die Befreiung von deutscher Tradition durch Kritik. Im Interesse einer konsequenten Historisierung konzentriert sich der Autor auf drei Analyse- Ebenen: Literaturverhältnisse, Genres und Themen, um die institutionalisierten Konstellationen von Nationalismus, Antifaschismus und Antikommunismus in ihrem Wandel zu erfassen. Historischer Anfangspunkt ist dabei folgerichtig nicht die vermeintliche `Stunde Null' von 1945, sondern das Jahr 1933.
Aufschlussreich illustrierter, journalistisch ansprechend formulierter Bericht über eine Reise 1987