Das Prinzip der Infrastruktur ist eine strukturelle Alternative zur traditionellen, didaktisch finalisierten Ordnung im Bildungswesen. Es entfaltet eine funktionale Ordnung, die sich keiner normativen Finalisierung unterordnet, es anerkennt die Autonomie der Subjekte, bewahrt und unterstützt die Differentialität aller Bildung, arbeitet ohne formalisierte Bedarfsermittlung, ohne inhaltlich konkrete Leistungsbeschreibung, ohne traditionelle didaktische Planung und ohne ein definiertes Programmangebot. Diese Arbeit ist das Protokoll der Gestalt, der Entfaltung, des Wandels und der Implementation der Infrastruktur für die Unterstützung differentieller Bildung. Es wird die Tragfähigkeit des Prinzips der Infrastruktur gezeigt, und zwar sowohl in Theorie als auch in Praxis.
Horst Dräger Boeken




Idee und Erkenntnis
Der Beitrag von Horst Dräger zur Erziehungswissenschaft
Einleitung und erste Abteilung widmen sich der Methodologie der Erziehungswissenschaft, einschließlich der Überwindung der Partikularität von Pädagogik und Andragogik sowie der Ideologie von Kontinuität und Diskontinuität in der Pädagogik. Es wird eine historische Kritik erziehungstheoretischer Denkmuster und der Wandel der Rationalität in der Pädagogik behandelt. Zudem wird die pädagogische Ethik in der Andragogik kritisch betrachtet und die Ordnung der Erziehung sowie die Morphologie des Lernens thematisiert. In der zweiten Abteilung wird die Erwachsenenbildung sowohl historisch als auch systematisch betrachtet. Themen sind die Historiographie der Erwachsenenbildung, die Schulbildung im Kontext der Erwachsenenbildung, und die Theorie des lebenslangen Lernens mit bildungspolitischen Konsequenzen. Es wird eine Didaktik der Erwachsenenbildung entworfen und die Rolle von Pestalozzi als Erwachsenenbildner beleuchtet. Die dritte Abteilung fokussiert auf Differentialität als bildungstheoretische Grundfigur, einschließlich Selbstbehauptung, Anerkennung und der Wahrnehmung sowie Pflege von Unterschieden. Die vierte Abteilung behandelt Lernkultur und -formen, die Gestaltung differenzieller Kultur- und Bildungsformen im höheren Lebensalter sowie die Bedeutung kultureller Bildung und der Infrastruktur für das Lernen. Es wird auch der Sinn des Lernens und die Rolle von Erlebnis als Lernweg erörtert. Abgerundet wird das Werk durch
Die Geschichte der Pädagogik hat Pestalozzi als einen Theoretiker und Praktiker der Erziehung der Kinder gesehen. Die vorliegende Arbeit zeigt auf, dass Pestalozzi jedoch eine komplexe, umfassende Idee von der Einheit der Erziehung entfaltet hat, die die Bildung der Kinder und die Bildung der Erwachsenen als integrale Elemente der Volksbildung umgreift und diese in einen steten Wechselbezug zur Idee der Politik als Politik stellt. In der Analyse des Romanwerkes «Lienhard und Gertrud» wird dargelegt, dass Pestalozzi seine Volksbildung mit einem Konzept der Andragogik beginnt und begründet, dieses in selbstkritischer Würdigung zur Pädagogik hin fortentfaltet und aus der Kritik der Andragogik und der Pädagogik die umgreifende Einheit der Erziehung erwachsen lässt und diese in einen konstitutiven Bezug zur Politik stellt. Aus dieser Interpretation wird dann das Romanwerk «Christoph und Else» als der Entwurf einer andragogischen Didaktik verständlich. In einem Ausblick wird deutlich, dass die bei Pestalozzi nachgewiesene Idee der Einheit der Erziehung keineswegs singulären Charakters ist, sondern eine breite historische Entwicklung besitzt, die erziehungsgeschichtlich aber bisher keine Beachtung gefunden hat.