Dieser Gedenkband ehrt Otto Steiger, einen eigensinnigen Wirtschaftswissenschaftler, der die Bremer Schule der Eigentumsökonomik mitbegründete. Diese Schule vermittelte die wichtige Botschaft, dass Eigentum eine Voraussetzung für Wirtschaften darstellt und eine zentrale Kategorie ist, aus der Zins und Geld folgen. Viele Mitbegründer sind in diesem Sammelband vertreten, der die neuen Wege von Steigers Veröffentlichungen thematisiert, die den Mainstream herausforderten. Zahlreiche Freunde, Kollegen und Weggefährten kommen zu Wort und greifen das breite Themenspektrum von Steigers Schaffen auf, oft auch kritisch. Die Schwerpunkte des Bandes sind Eigentumsökonomie, Geldtheorie und -politik sowie Dogmengeschichte. Die Aktualität von Steigers Denken wird deutlich, da die Autoren die weltwirtschaftlichen Verwerfungen der jüngsten Vergangenheit in ihre Überlegungen einbeziehen. Zu den Themen gehören unter anderem die Drei-Sektoren-Hypothese, das Prinzip der effektiven Nachfrage, Erkenntnisse der ökonomischen Glücksforschung und die Rolle von Zentralbanken. Auch die Finanzkrise 2007/2008 wird im Licht von Steigers und Heinsohns Theorien betrachtet. Der Band bietet somit eine umfassende Auseinandersetzung mit Steigers Ideen und deren Relevanz für aktuelle wirtschaftliche Fragestellungen.
Detlev Ehrig Boeken






Ein gutes Jahrzehnt nach Ausrufung der Europäischen Währungsunion scheint der Euro nicht nur in Europa, sondern in der Weltwirtschaft etabliert. Ist das Fundament aber tatsächlich so sicher, dass es allen Belastungen standhält? Zweifel sind angebracht: Zu sehr ist das Weltfinanzsystem aus den Fugen geraten, zu unterschiedlich entwickeln sich europäische Volkswirtschaften und zu wenig gefestigt ist das institutionelle Gefüge der europäischen Geldverfassung, als dass nicht schon Stimmen laut werden, die eine Abkehr vom Europäischen Währungssystem fordern und einer Renationalisierung der Geldversorgung das Wort reden. Zurück zur guten alten DM in Zeiten der Weltwährungs- und -finanzkrise? Ein höchst riskantes Unterfangen sicherlich, für das es derzeit keine politischen Mehrheiten gibt. Die Beiträge in dem vorliegenden Sammelband geben keine vorschnellen Antworten auf die ungelösten Probleme des Europäischen Währungssystems, sondern bemühen sich um eine Bestandsaufnahme von Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken der Europäischen Währungsunion. Ihre Schlussfolgerungen weisen nicht in die Richtung auf eine Abkehr von einem europäischen Währungssystem, sondern auf Vorschläge zu seiner Stärkung. Das Projekt „Europäisches Währungssystem“, so die Quintessenz der Beiträge, wartet dringender denn je darauf, noch zukunftsfähiger zu werden.
Die Verbindung von Wirtschaftstheorie und -realität sowie die Umsetzung in handlungsrelevante Empfehlungen stellen eine der größten Herausforderungen der Wirtschaftswissenschaft dar. Der Sammelband „Dimensionen angewandter Wirtschaftsforschung: Methoden, Regionen, Sektoren“ ist eine Festschrift zu Ehren des empirischen Makroökonomen Prof. Dr. Heinz Schaefer. Die Beiträge behandeln grundlegende und aktuelle Fragen der empirischen und angewandten Wirtschaftsforschung. Dabei werden Methodenprobleme, Datenexplorationen und die Analyse von Geld- und Finanzmärkten behandelt, ohne sich strikt an die traditionelle Mikro-Makro-Aufteilung zu halten. Der Band thematisiert auch den scheinbaren Gegensatz zwischen der Dominanz makroökonomischer Analysen in einer globalisierten Welt und der Fokussierung auf regionale wirtschaftspolitische Handlungsfelder. Es gilt, den Handlungsspielraum der Regionen neu zu evaluieren. Industrie, Handel und Dienstleistungen stehen als Träger der Wirtschaftspolitik im Mittelpunkt, während Geld- und Fiskalpolitik als Gegengewicht zur Macht des Marktes betrachtet werden. Die Verantwortung für Wachstum und Wohlstand muss neu definiert werden. Die Aufsätze der Festschrift thematisieren die gestalterische Aufgabe der angewandten Wirtschaftsforschung zur Revitalisierung wirtschaftlicher Dynamik im 21. Jahrhundert.
Seit dem Ende des Wirtschaftswunders in den siebziger Jahren stellt die Massenarbeitslosigkeit eine große Herausforderung für die Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik in der Bundesrepublik dar. Die Diskussion wird häufig von Stereotypen dominiert, wobei Flexibilität als die Lösung gegen die Rigiditäten des Arbeitsmarktes propagiert wird. Skepsis ist jedoch angebracht, da ein Fokus auf die Flexibilisierung des Arbeitsangebots die Komplexität der Märkte ignoriert. Märkte bestehen aus Angebot und Nachfrage, und es gibt nicht nur Arbeitsmärkte, sondern auch Güter- und Kapitalmärkte, die von Koordinationsproblemen betroffen sind. In diesem Kontext ist es problematisch, einfache Lösungen für ein chronisches Problem anzubieten. Die Beiträge in diesem Band laden dazu ein, die eingeschränkten Perspektiven zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit zu hinterfragen. Themen umfassen den Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und Arbeitslosigkeit, den Einfluss technischer Veränderungen, gewerkschaftliche Beschäftigungspolitik, die Rolle von Beschäftigungssicherheit und die Auswirkungen von Tarifpolitik in der Wissensgesellschaft. Auch wird ein Vergleich von Arbeitslosenstatistiken in Österreich angestellt, um die Herausforderungen und Möglichkeiten der Beschäftigungspolitik zu beleuchten.
Effizienzdefizite der Wirtschaftspolitik in der Bundesrepublik gelten im Anschluss an den im Stabilitäts- und Wachstumsgesetz von 1967 kodifizierten Globalsteuerungskeynesianismus gemeinhin als Beweis für die praktische Untauglichkeit, ja Kontraproduktivität dieser Regulierungsstrategie. Die vorliegende Untersuchung konzentriert sich darauf, inwieweit die Stabilisierungspolitik überhaupt Keynesschen Prinzipien gefolgt ist und ob ihr Scheitern nicht auf eine untaugliche Ausrichtung und Nutzung des Keynesschen Steuerungskonzepts zurückzuführen ist. Die unter diesen Fragestellungen vorgenommene Evaluation der wirtschaftspolitischen Praxis und die Analyse der stabilisierungspolitischen Handlungsimperative schaffen eine Grundlage für die Einschätzung von Möglichkeiten zur produktiven Anwendung und Weiterentwicklung Keynesscher Wirtschaftspolitik.