Dieser Band versammelt zum ersten Mal die wohl wichtigsten Erzählungen, die auf ambitionierte Weise das Ruhrgebiet zum Thema haben. Zu entdecken sind neben vergessenen durchweg namhafte Autoren, die während der letzten hundert Jahre mit ihren Prosa-Texten auf ihre je eigene Art ein bedeutendes Stück (Literatur-) Geschichte des Reviers zusammengetragen haben: sei es aus der Welt des Bergbaus, aus politischen Umbruchsituationen oder aus dem gemeinen Industrie-Alltag. Zwanzig literarische Facetten erzählen von Gemeinsamkeiten und Widersprüchen zwischen Ruhr und Lippe, zwischen unter Tage und über Nacht, zwischen damals und morgen – wie sie in dieser Komposition wahrlich nur im Ruhrgebiet zu finden sind. Paul Zech, Josef Winckler, Otto Wohlgemuth, Erich Grisar, Walter Vollmer, Rudolf Braune, Richard Huelsenbeck, Anna Seghers, Hans Marchwitza, Heinrich Schirmbeck, Josef Reding, Wolfgang Körner, Günther Weisenborn, Max von der Grün, Hansjürgen Bulkowski, Nicolas Born, Fakir Baykurt, Hannelies Taschau, Ralf Rothmann, Michael Klaus.
Dirk Hallenberger Boeken






In Sachen Stadtschaft
Literarische Reportagen und Aufzeichnungen zum Ruhrgebiet 1923 bis 1973
2023 jährt sich zum hundertsten Mal der Zeitpunkt, an dem die ersten literarischen Reportagen zum Ruhrgebiet erschienen. Ursache war die Ruhrbesetzung (1923–25), durch welche die Region auch politisch auf sich aufmerksam machte. Erst in den 1960er- und 70er-Jahren entstand neues Interesse für die Reportage, wofür wiederum äußere Umstände maßgebend waren wie etwa die gewandelte Arbeitswelt mitsamt ihren Folgen. "In Sachen Stadtschaft" ist chronologisch ausgerichtet und zeichnet mit 23 literarischen Reportagen und Aufzeichnungen von 1923 bis 1973 fünfzig Jahre Revier-Geschichte nach. "Der rheinisch-westfälische Kohlenpott ist nämlich neuerdings ein beliebtes Ausflugsziel der Reporter geworden." Erik Reger (1930)
Tatsächlich scheint einiges dafür zu sprechen, die Literatur des Ruhrgebiets mit Reportage-Literatur zu identifizieren. Besonders dann, wenn es darum geht, das Ruhrgebiet selbst zum Thema zu machen, es in seiner Wirklichkeit, seiner Realität, seinen Daten und Fakten‚ kurz: in seiner äußeren Erscheinungsweise „abzubilden“. Hier, im Ruhrgebiet kommen die „klassischen“ Eigenschaften und Vorzüge der Reportage offenbar besonders gut zur Geltung. Und die besagen etwa, dass die Reportage - wie ein Augenzeuge - aktuell aus der unmittelbaren Situation heraus berichtet und deren unverwechselbare Atmosphäre einfängt. Sie versucht dabei, die Fakten objektiv und zuverlässig, tendenz- und leidenschaftslos wiederzugeben, und ist gekennzeichnet durch ihre Nähe zur objektiven und dokumentarisch nachprüfbaren Wirklichkeit. Und dennoch kommt bei allem objektiven Anspruch (in der Theorie) als wesentliches Mittel der Darstellung die subjektive Sichtweise des Reporters (in der Praxis) hinzu. So laden die in diesem Buch zusammengestellten Reportagen, die alle ungekürzt und unverändert übernommen sind, als Dokumente der Zeit wie als literarische Erzeugnisse dazu ein, das Ruhrgebiet noch einmal kennen zu lernen.
Mit Auszügen und Zitaten lädt der literarische Stadtführer ein zu einem Spaziergang durch Essen. Viele literarische Fundstücke stammen nicht von Essener Autoren, sondern liefern einen spannenden und fremden Blick auf unsere Stadt. Der Bogen spannt sich dabei vom 19. Jahrhundert bis zur neuesten Literatur. Nicht alle, die über diese Stadt geschrieben haben, konnten dabei zu Wort kommen, aber eine Autorenliste gibt Auskunft darüber, wer hier geboren wurde, gestorben ist oder über längere Zeit hier gelebt und geschrieben hat. Zusätzlich nennt das Buch erhaltene Grabstätten, Gedenktafeln, Straßenbenennungen und Nachlässe. Darüber hinaus informiert der Band über Verlage, Buchhandlungen, Bibliotheken und literarische Institutionen in Essen.