Mihály Vajda Boeken





Die Krise der Kulturkritik
Fallstudien zu Heidegger, Lukács und anderen
„Unsere abendländische Kultur ist krank“. Ist das wirklich die Botschaft der Philosophie, die nicht auf die Analyse ihrer klassischen Fragen verzichten kann und will? Der Fall Heidegger – wie auch der von Georg Lukács, der in Vajdas Buch ebenfalls eine wichtige Rolle spielt – scheint diese These zu bekräftigen. Die Essays des Bandes (über Kierkegaard, Husserl, Scheler, Freud, Kundera, Rorty und andere) versuchen aber zu zeigen, dass die philosophische Fragestellung, dieses kindliche Unternehmen des Erwachsenen auch des metaphysischen Zeitalters – uns – in sich selbst nicht zur Kulturkritik und zur Neigung zum Tyrannischen (Hannah Arendt) führt. Philosophie beginnt, kulturkritisch und dadurch gefährlich zu sein, meint Vajda, wenn sie ihre kritische Fragen selbst beantworten will. In diesem Sinne analysieren die in diesem Band versammelten Texte auch die mittlere Phase von Heideggers Denken und versuchen zu zeigen, dass der Philosoph nach 1938 nur noch das Fragwürdigste zu fragen trachtet.
A posztmodern Heidegger
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Meine Gespenster
Essays zur Zeitgeschichte
Das Leben des ungarischen Philosophen Mihály Vajda nimmt sich aus wie eine Fahrt in der Gespensterbahn der politischen Geschichte des 20. und 21. Jahrhunderts: von der Verfolgung durch die NS-Diktatur über die Repressionen im Sozialismus bis hin zu den Anfeindungen des Orban-Regimes. In 18 philosophischen Essays lässt Vajda die Gespenster seiner Biografie Revue passieren, die auch diejenigen unserer kollektiven Geschichte sind. Mihály Vajda überlebt als Sohn assimilierter Juden den Holocaust in Budapest. Ende der 1950er-Jahre zählt er zum engen Kreis um Georg Lukács und erhält in den 1970er-Jahren als ideologischer Abweichler Unterrichts- und Publikationsverbot. Nach Gastprofessuren in Deutschland und den USA wird Vajda 1989 offiziell rehabilitiert und später in die ungarische Akademie der Wissenschaften aufgenommen. In seinen Lektüren einschlägiger Texte der Philosophie, Kulturwissenschaft, Geschichte und neueren Literatur tritt eines immer wieder hervor: dass eine Philosophie jenseits der Metaphysik nur aus der Perspektive der individuellen Geschichte und persönlichen Erfahrung des Philosophen möglich ist. Péter Esterházy leitet diese scharfsinnige Essaysammlung mit einem Vorwort ein.
Der vorliegende Band versammelt Texte des Autors aus den Jahren 1979–1989. Man könnte daher meinen, dass sie heute in ihrer Auseinandersetzung mit einer Gesellschaftsform, genannt der bürokratische, real existierende, sowjetische usw. Sozialismus, nur noch dokumentarischen Wert hätten. Doch obwohl Vajda, der zudem Philosoph ist und nicht Sozialtheoretiker, ebensowenig wie andere fähig war, den Fall des Systems vorherzusagen, so haben ihn seine hartnäckigen Versuche, einen Begriffsapparat zu definieren, mit dessen Hilfe das misslungene Experiment der Modernisierung in Kollektivform zu deuten wäre, zu folgendem Schluss geführt: der Kommunismus ist nicht als eine falsche Antwort auf die Fragen zu verstehen, die sich durch die Widersprüche der Moderne stellten, sondern eher eine gelungene Antwort auf die Fragen der russischen Geschichte. Eben deshalb konnte der Kommunismus den mitteleuropäischen Raum, in dem sich, wenn auch in widersprüchlichen Formen, Züge der Moderne niedergeschlagen hatten, niemals „pazifizieren“. Letzten Endes führte der Versuch, auch diesen Raum zu erobern, zu seinem Fall.