Matthias Krüger Boeken






Um den Rechtsgutsbegriff rankten sich im Strafrecht eine Vielzahl von Problemen. Eines davon nimmt sich der Frage an, ob er neben seiner unbestrittenen Funktion als Richtschnur der teleologischen Auslegung von Straftatbeständen eine den Strafgesetzgeber begrenzende Funktion wahrnimmt oder jedenfalls wahrnehmen kann. Diesem Punkt wird in der Abhandlung von Krüger unter besonderer Berücksichtigung neuerer Bereiche des Strafrechts nachgegangen, in denen sich in Gestalt relativ vage konstituierter Universalrechtsgüter eine Tendenz zur Entmaterialisierung des Rechtsgutsbegriffs offenbart. Dabei ist es ein wesentliches Anliegen des Autors, deutlich zu machen, daß der Rechtsgutsbegriff als überpositiv verstandener Topos einer strafbarkeitslimitierenden Funktion nicht gerecht zu werden vermag. Angesichts dessen läßt sich jedoch weder das Verfassungsrecht hierzu bemühen, noch ist die Bedeutung des Rechtsgutsbegriffs für das Strafrecht deshalb zu relativieren. Vielmehr spricht sich der Autor für ein positivrechtliches Verständnis des Rechtsgutsbegriffs aus. Insoweit wird in Erinnerung gerufen, daß das geschützte Rechtsgut nicht nur Richtschnur der Auslegung ist, sondern zuvor selbst erst durch Auslegung des jeweiligen Straftatbestandes zu ermitteln ist. In der vom Autor unter diesem Aspekt abschließend erfolgten Untersuchung der modernen Bereiche des Strafrechts wird aufgezeigt, daß ein positivrechtlich verstandener Rechtsgutsbegriff einerseits zwar durchaus eine kritische Funktion wahrnehmen kann, seinen Vorgaben aber andererseits zumeist, von wenigen Ausnahmen abgesehen, genüge getan ist.
Die Biologie der Kreativität
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Die Werke von Künstlern und Literaten entstehen aus einer unauflöslichen Spannung zwischen ›Kopf‹ und ›Bauch‹, zwischen Geistigem und Körperlichem. Im Spektrum der Metaphern und Modelle, mit denen künstlerisches Schaffen seit der Antike zu erfassen versucht wird, nimmt das Biologische – die fortwährende Engführung des Kreativen mit dem Kreatürlichen – eine Schlüsselrolle ein: Überall scheinen Werke gezeugt, ausgetragen oder geboren zu werden, sie wachsen, altern, erweisen sich als monströs oder ›degeneriert‹ oder gewinnen ihren ästhetischen Mehrwert erst als ›organisches Lebewesen‹. Der Band untersucht, wie das Denkmodell einer Biologie der Kreativität unter den Bedingungen der Moderne in Texten und Bildern gedacht und instrumentalisiert werden konnte und welche Relevanz die wissenschaftlichen Veränderungen des 19. und 20. Jahrhunderts in den Naturwissenschaften, der Medizin und Psychologie für Vorstellungen, Beschreibungen und Theorien zu künstlerischer Kreativität hatten.
Im Dienst der Nation
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Das Thema „Kunst im Dienst der Nation“ bleibt relevant, solange Nationalismus in Politik und Gesellschaft die Bildende Kunst für eigene Zwecke nutzt. Kunst wird eingesetzt, um nationale Identitäten durch Bilder, Skulpturen und Architekturen zu formen und zu bekräftigen, aber auch um diese Konstrukte zu hinterfragen. Die in diesem Band versammelten Beiträge illustrieren, wie Kunst zur Bildung nationaler Identitäten beiträgt. Das Thema wird aus zwei Perspektiven betrachtet: Zum einen werden künstlerische Konstruktionen nationaler Kunst analysiert, einschließlich nationaler Ikonographien und der spezifischen Aufladung von Materialien, Farben, Techniken und Ornamenten. Zum anderen wird die nationale Vereinnahmung und Instrumentalisierung von Kunstwerken untersucht, wie sie von Kunstkritik, Kunstgeschichte, Museen und anderen Institutionen vorgenommen wird. Da Nationalismus um 1800 zu einem zentralen Sinnstiftungs- und Orientierungsmuster wurde, liegt der Fokus besonders auf der Kunst der Moderne, wobei auch frühere Formen patriotischer Kunst berücksichtigt werden. Diese Vielfalt bietet einen vielschichtigen Einblick in die kunsthistorische Forschung zum Nationalismus.
Stalking als Straftatbestand
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Im Spätsommer 2007 jährt sich der tragische Tod von Lady Diana, die bei einem Verkehrsunfall starb, während sie von Paparazzi verfolgt wurde. Die genauen Umstände des Unfalls sind unklar, jedoch steht die Mitverantwortung der Fotografen außer Zweifel. Während prominente Personen wie Lady Diana Opfer von Stalking werden können, sind häufig Ex-Partner die Täter, nachdem eine Beziehung gescheitert ist. Der erste Teil des Buches behandelt die Motive hinter Stalking, die typischen Handlungsweisen, die Folgen für die Betroffenen und die rechtlichen Rahmenbedingungen der Täter-Opfer-Beziehung. Es wird auch untersucht, ob das bestehende Strafrecht ausreichende Sanktionsmöglichkeiten bietet, einschließlich des Gewaltschutzgesetzes und des Gefahrenabwehrrechts. Ein Exkurs behandelt die Strafwürdigkeit und Schuldfähigkeit von Tätern. Der zweite Teil widmet sich dem neuen Stalking-Straftatbestand des § 238 dtStGB, einschließlich seiner Entstehungsgeschichte und der kritischen Betrachtung des objektiven Tatbestands. Auch die Rechtswidrigkeit und Schuld werden thematisiert, wobei ein Blick nach Österreich auf § 107a öStGB geworfen wird. Der dritte Teil enthält Gesetzesmaterialien zur besseren Verständlichkeit der Vorschriften. Das Buch richtet sich an Praktiker des Strafrechts sowie an Jurastudenten und soll auch Frauenhäusern und Beratungsstellen bei der Unterstützung von Stalking-Opfern helfen.
Das Relief der Farbe
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Mit der Thematisierung des Farbauftrags eröffnet dieses Buch einen Blick auf die für die Entwicklung der modernen Kunst so wichtige französische Malerei der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Es zeigt, dass in dem Maße, in dem immer mehr Künstler in Ablehnung ›akademischer‹ Glattmalerei pastose Maltechniken erprobten, das Relief der Farbe zum Gegenstand eines regen und erfreulich kontroversen kunstkritischen Diskurses wurde. Anhand einer eingehenden Untersuchung dieses Diskurses einerseits und einer Bildbetrachtung ausgewählter Werke andererseits werden die verschiedenen Bedeutungsvalenzen pastoser Malerei freigelegt. Das reiche Material erlaubt es, die kunstkritische Diskussion zu Fragen des Farbauftrags facettenreich nachzuzeichnen. Dabei gelingt es dem Autor aufzuzeigen, dass der Einsatz bestimmter Maltechniken nicht als bloß formale Entscheidung galt, sondern mit philosophischen, sozialen, nationalen, geschlechtsspezifischen und medientheoretischen Bedeutungen aufgeladen war. Zugleich wird auch der Zusammenhang zwischen dem Bedeutungszuwachs der Farbe als Material und dem Konkurrenzdruck, dem die Malerei durch das Aufkommen der Fotografie ausgesetzt war, ausführlich erörtert.