Nora Eckert Boeken






Das Jahr 1914: Wagners Bühnenweihfestpiel „Parsifal“ wird zur Aufführung an Bühnen ausserhalb Bayreuths freigegeben und der Erste Weltkrieg beginnt. Beide Ereignisse sind in beunruhigender Weise miteinander verbunden: Die Rezeption des „Parzifal“ und die auseinandersetzung mit dem Kriegsereignis haben einen gemeinsamen ideologischen Nenner: die Vermischung mit dem Religiösen und die Sakralisierung des Denkens. Beide basieren auf denselben religiösen Gefühlen, denselben Ängsten, bei dieselben Sehnsüchte nach „Volksgemeinschaft“, nach „Lebensreform“ und nach dem Retter. Das Kunstwerk „Parsifal“ entpuppt sich in Nora Eckerts Analyse als ein aktuelles, brisantes politisches Stück, in dem sich Denken und Mentalität einer ganzen Epoche zu einem geistigen Panorama verdichten. Hier haben sie alle ihren Auftritt: von Arthur Schopenhauer über Houston Stewart Chamberlain, Oswald Spengler und Otto Weininger bis hin zu Walther Rathenau und Adolf Hitler. Symptomatisch und schließlich verhängnisvoll waren in der „Parsifal“-Wahrnehmung und in der „geistigen Mobilmachung“ des Kriegsereignisses die Suspendierung der Vernunft, die Tatsachenscheu und die Ausblendung der Wirklichkeit.
Außerhalb oder innerhalb der Binarität?
Sind wir unsere Genitalien?
Schließt Binarität geschlechtliche Vielfalt aus? Die Autorin sagt nein und begründet, warum das so ist. Sie hinterfragt das bipolare Konzept, das eng mit dem Begriff „biologisches Geschlecht“ verbunden ist, denn damit werden Menschen in der Tat auf Genitalien und Körperfunktionen reduziert. Doch die menschliche Natur sieht nicht zuletzt mit Blick auf trans* anders aus. Binarität und Vielfalt gehören zusammen oder anders gesagt: Natur erlaubt, Kultur verbietet.
Wer und was ist Hamlet?
Erkundungen
Am Anfang dieses Essays stand die Faszination uber Shakespeares, aber eben auch uber Hamlets Omniprasenz in unserem kulturellen Gedachtnis, stand das Staunen uber einen nicht enden wollenden Diskurs. Hamlet ist zu einer Art Kulturheros avanciert, wobei die Fulle der diesbezuglichen Wahrnehmungen wie ein kollektiver Bewusstseinsstrom an uns voruberzieht. Die Shakespeare-Forschung ist in ihrer Vorliebe fur extravagante Theorien noch keinem Abenteuer aus dem Weg gegangen. So auch nicht der unbeirrbaren Suche nach der Antwort auf die Frage, wer denn Hamlet war und ob ihm womoglich eine historische Figur als Vorbild diente. Das Buch geht den entsprechenden Deutungsansatzen nach und bilanziert den aktuellen Kenntnisstand. Das Kapitel Was ist Hamlet? greift die unterschiedlichen Rollen Hamlets auf und resumiert sie rezeptionsgeschichtlich. Als Geisterseher, verhinderter Racher, Melancholiker, protestantischer Akademiker, Montaigne-Leser, als Dramatiker aus Berechnung und schliesslich gar als Frau betritt er die Buhne und bezeugt so seine ungebrochen faszinierende Komplexitat.
Die Entwicklung des Bühnenbilds verlief nie so rasant und faszinierend vielgleisig wie im 20. Jahrhundert. Seine szenischen Ausdrucksmöglichkeiten wurden immens erweitert. Kulisse und Requisit waren nicht länger nur Dekoration, sondern fungierten als Elemente der Werkinterpretation, Bestandteile der Inszenierung. Seitdem arbeitet die moderne Bühne mit Symbol, szenischer Metapher und Zitat. Gleichermaßen kennzeichnend ist ihr neues Raumbewußtsein. Namen wie Adolphe Appia, Edward Gorden Craig, Alfred Roller, Ernst Stern, Caspar Neher, Lßszló Moholy-Nagy, Karl von Appen, Horst Sagert, Andreas Reinhardt, Wieland Wagner, Wilfried Minks, Karl-Ernst Herrmann, Erich Wonder, Axel Manthey, Rolf Glittenberg, Luciano Damiani, Richard Peduzzi und Robert Wilson stehen für die reiche Bühnenkunst des 20. Jh., die mit dieser Publikation in herausragenden Beispielen der Vergänglichkeit des Mediums Theater entrissen wird
