KWO: dieser Name steht für eines der grössten Wasserkraftwerke der Schweiz. Acht Stauseen versorgen die Kraftwerkzentralen im Grimsel- und Sustengebiet mit der geballten Energie alpinen Wassers. Von 1925 bis heute entstand in sieben Ausbau-Etappen der heutige Kraftwerkkomplex mit insgesamt neun Zentralen. 1932 wurde das erste Kraftwerk Handeck 1 fertig gestellt. Damals wohnten hier ganzjährig bis zu elf Familien und mehrere ledige Angestellte. Neugierig macht sich die Autorin auf die Suche nach den Geschichten dieser Männer und Frauen. Ruedi Zimmermann war der Erste, der ihr die Tür zu dieser längst vergangenen Zeit öffnete. Doch es blieb nicht bei der Handeck. Andere pensionierte Angestellte berichteten aus ihrem Arbeitsleben in den verschiedensten Bereichen der KWO. Sie erzählten von einer einfachen Zeit mit grossen Veränderungen. Ihre Geschichten stehen stellvertretend für viele andere, die vielleicht noch erzählt werden.
Heidy Gasser Boeken






Eine Mutter stirbt und nach ihrem Tod wird der Sekretär geöffnet, dessen Schlüssel sie zu Lebzeiten wie ihren Augapfel gehütet hat. Zum Vorschein kommen Liebesbriefe von Priestern und Mönchen, alle adressiert an Ruth, die Mutter von Vera und Leonie. Sie bringen Jahrzehnte nach ihrem Poststempel endlich Licht in alte Geschichten. Leonie und Vera machen sich auf Spurensuche und finden dabei Erstaunliches. Es gibt einen verheimlichten Bruder, vor der Heirat ihrer Mutter geboren, den sie in Italien wiederfinden. Ein altes Fotoalbum erklärt vielleicht die Priesterliebe ihrer Mutter, die ohne heimliche Liebschaften kaum existieren konnte. Dabei vergiftete ihre Eifersucht das Familienleben und trieb ihren Ehemann fast in den Wahnsinn. Ihr Mann war ein sensibler Schöngeist, der mit seiner lebenshungrigen, sinnlichen Frau überfordert war. Was hier daherkommt wie die Zutaten zu einem billigen Unterhaltungsroman, ist eine wahre Geschichte. Ich bin selbst in Ruths Haus auf dem Dachboden herumgekrochen und habe zwischen uralten Koffern weitere Dokumente gefunden. Ein ganzer Koffer voller Liebesbriefe kam dabei zusammen. Die meisten dieser Briefe sind berührend, voller Erotik und Spannung, manche auch zornig und verwirrt. Es gibt Mönche, welche nach dem ersten Liebesrausch zu ihrer Berufung zurückfanden. Andere blieben dieser Frau ein Leben lang nahe und kamen nicht mehr von ihr los. Dabei war sie nicht einmal schön. Doch sie hatte Charme, war klug und beinahe kindlich verspielt. Ein Leben lang war sie auf der Suche nach bedingungsloser Liebe. Ihr Vater war ein bekannter Politiker, die Mutter eine begeisterte Alpinistin, eine kühle Frau, welche mit grossen Gefühlen nicht viel am Hut hatte. Das Kind war ihr eher lästig. Damit es nicht allein blieb, holte sie einen gleichaltrigen Buben aus Deutschland, den sie in die Familie aufnahm. Mit diesem Buben begann bereits eine erste, beinah besessene Liebe für Ruth. Aus dieser Fülle von Stoff wurden die stärksten Liebesgeschichten herausgefiltert. Die Kindheits- und Jugenderinnerungen der zwei Geschwister fliessen mit ein und spiegeln die zerstörerische Liebe ihrer Eltern, welche trotz aller heimlichen Geschichten von Ruth ein Leben lang hielt.
Nach den beiden von den Medien äusserst positiv aufgenommenen Titeln „Saure Suppe“ und „Das Mägdli“, die dem bisherigen Leben von Heidy Gassers Mutter galten, schenkt uns die Obwaldner Dichterin mit „Schwarze Röcke trag ich nicht“ die Fortsetzung der Lebens- und Leidensgeschichte von Friederike Elisabeth Gasser. Und wie im Falle seiner „Vorgänger“ kann dieses Buch auch ohne Kenntnis der andern Bücher gelesen werden. Gleichwohl schliesst es die Trilogie über ein Schicksal ab, das wohl keinen Leser, keine Leserin kalt lassen kann. In den Kriegsjahren in grösster Armut in der Steiermark aufgewachsen, dann im obwaldnischen Lungern als Magd verpflichtet, hat sich die kleine und doch grosse Frau Gasser damit zurechtgefunden, in der Schweiz letztlich immer eine Fremde zu bleiben. Davon berichtet das Buch, einmal aus der Perspektive des Kindes, von ihrer Tochter also, dann wieder aus jener der Frau, die — auch wenn sie trauert — keine schwarzen Röcke trägt. Und dass zudem Männer auftauchen, die scharf auf die zwei ererbten Bauernhäuser sind, versteht sich von selbst. Gauner gibts überall. Aber eher selten ein derart in sich ausgewogenes, hin und wieder trotz all dem Schwermütigen humorvolles und sehr präzises Buch. Es berichtet von Geschichten und wird so, nicht zuletzt, zum geschichtlichen Dokument. „Heidy Gassers Bauernchronik gehört nicht zur keimfreien Sorte der Heimatliteratur.“ (Zuger Presse)
Eine junge Frau aus der Steiermark sucht Arbeit in der Fremde und landet im Bergdorf Lungern in der Innerschweiz, wo sie als Magd auf einem Hof arbeitet. Die Berge sind hoch und fremd, die Arbeit angenehm, das Essen reichlich und die Herrschaften freundlich. Doch sie bleibt namenlos, nur die Magd, und wird von manchen Dorfbewohnern argwöhnisch betrachtet. Als Auswärtige wird sie ausgegrenzt und beobachtet, was sie dazu bringt, sich von den Menschen zu verschließen und Zuflucht in der Arbeit und der Natur zu suchen. Sie fühlt sich entsetzlich allein, hin- und hergerissen zwischen ihrer Heimat und der neuen Umgebung. Trotz ihrer Sehnsucht nach der Vergangenheit beginnt sie, sich in der Fremde einzurichten und findet eine gewisse Geborgenheit. Sie heiratet Sepp und bekommt eine Tochter, Heidy. Nach Sepps Tod bleibt sie mit ihrem Kind am Rande des Dorfes zurück. Die Erinnerungen an ihr früheres Leben als Magd verblassen. Das Buch ist ein dichtes Dokument einer behutsamen Annäherung, das den fremden Blick und Scharfsinn bewahrt. Es strahlt Würde, Poesie, Schalk und Liebe aus, und würdigt sowohl die erzählende Mutter als auch die schreibende Tochter, die der Erinnerung Raum und Atem gibt.
Victorinox - die Messermacher von Ibach
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Die Schriftstellerin Heidy Gasser hat die Lebenserinnerungen von Carl Elsener (1922) und seinem Sohn Carl (1958) aufgezeichnet. Eingestreute Texte über Mitarbeiter der Firma Victorinox verstehen sich als Teil der Lebensgeschichte von Vater und Sohn sowie der (Gross-)Familie „Elsener-Victorinox“. Für die vier Unternehmergenerationen Elsener sind Bescheidenheit und eine starke Verankerung im Glauben prägend, aber auch richtungweisend für ihre konsequente Firmenpolitik seit 1884. Nur gemeinsam mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern meisterten die Unternehmer die Höhen und Tiefen des 20. Jahrhunderts: zwei Weltkriege und jüngst das Attentat in New York vom 11. September 2001 und dessen Auswirkungen auf das Taschenmessergeschäft. Die Lebenserinnerungen der Schwyzer Unternehmer stehen stellvertretend für viele kleinere und grössere Traditionsunternehmen der Innerschweiz.
Oben auf dem Chapf (gehört zur Toggenburger Gemeinde Hemberg) lebt die Bergbauernfamilie von Jakob Frei. Das wäre an sich weiss Gott nichts Besonderes. Aber die Familie bauert und wirtet ohne Stromanschluss, hat kein TV-Gerät in der Stube, besitzt auch kein Auto, nachts geben Petrollampen Licht und im Winter sind die Freis öfters derart eingeschneit, dass die Familie nur mit dem von zwei Pferden gezogenen Schlitten den Chapf verlassen kann. An sich wäre das bereits ungewöhnlich in einer von Luxus und ständiger Unterhaltung geprägten Zeit. Doch nicht genug: Es ist Jakob Frei selber, den alle Welt Chapf-Köbi nennt und der unseres Erachtens zu den letzten sennischen Menschen im Alpenraum gehört. Er arbeitet nicht nur als Bergbauer, Senn, Käser, Kutscher, Wirt, Schreiner und Holzfäller, sondern ist als Mensch unverwechselbar. Die beiden Autorinnen Heidy Gasser und Viviane Egli sowie die Journalistin Daniele Muscionico haben sich, jede auf ihre eigene Art, dem Chapf, dem Köbi und seiner Familie in ihren Arbeiten behutsam angenähert. Daraus ist, wie ein Journalist zurecht bemerkte, eine journalistisch-literarische Feldforschung und zugleich das faszinierende Porträt eines Menschen entstanden, der weiss, dass es aufs "Z'frede see„ (zufrieden sein) ankommt, nicht auf Wachstum und Profit. Darum viel Freude bei der Lektüre von “Z'frede see"!
Wo mini Stube isch, bin ich dehaime
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Auf dem Yberg über Wattwil lebt eine Wirtin, die kennen zu lernen sich lohnt. Silvia Lameraner, die aus Altersgründen nicht mehr für die Gäste kocht, diese dafür notfalls psychologisch betreut oder ihnen Lebenshilfe leistet, ist ein Unikat im besten Sinn. Sie hat viel gelesen und in ihrem bisherigen Leben allerlei erlebt. Während vier Tagen in der Woche empfängt sie mit ihren Hunden und Katzen Gäste in der von Antiquitäten überquellenden Wirtschaft, redet mit jedem, der will, höckelt mit ihm, eine Zigarette zwischen den Lippen, in der herrlichen Gartenwirtschaft, die einen eindrücklichen Blick nach Wattwil hinunter, zu den Gipfeln der Churfirsten und zum Köbelisberg erlaubt. Mit einem Interview von Werner Bucher.