Geschichte für Kids
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Das Fach Geschichte geht mit Zeit um. Diese Zeit ist jedoch keine natürliche Gegebenheit, sondern muss - gerade, wenn man Geschichte auf narrativ-konstruktivistischer Grundlage betrachtet - ebenfalls als Konstruktion verstanden werden. Es ist kein Zufall, dass inmitten postmoderner Reflexionen über die Diversifizierung des Zeitlichen und den Zusammenbruch bisheriger Zeitkonventionen hier der Versuch unternommen wird, einen historischen Zeitbegriff zu entwickeln, der unabhängig von assoziativen oder gar begrifflichen Anleihen anderer Fächer bestehen kann. Dabei werden Bestandteile modernen Zeitbewusstseins wie etwa Anfang und Ende, Bruch oder Beschleunigung als Bestandteile einer dem geschichtlichen Denken immanenten. lebensweltlichen Zeitkonstruktionsfähigkeit aufgefasst und beschrieben. Das Ziel dieses Buches besteht darin, sowohl den Vorgang des Erschaffens als auch jenen des Analysierens zeitlicher Strukturen innerhalb historischer Sinnbildungen untersuchbar zu machen. Das methodische Potential der historischen Zeitanalyse wird sodann am Beispiel des digitalen und multimedialen Schulbuchs (mBook) für das Unterrichtsfach Geschichte in konkrete Arbeitsanleitungen übertragen.
Sachsen-Weimar-Eisenach am Ende des 18. Jahrhunderts: Die ziemlich unbedeutende deutsche Provinz gerät in Bewegung. Bedrängt von den deutschen Großmächten Preußen und Österreich, benachteiligt durch Unterentwicklung und Ressourcenmangel, geprägt von dynastischer Unsicherheit, Ideenlosigkeit und Zukunftsangst, stemmt sich ein kleines Land gegen die Perspektivlosigkeit. Reformpläne und politische Gestaltungsvisionen drängen zur Umsetzung, die als Ausdruck für die Suche nach einem eigenen Weg in die Moderne gelten können. Das Buch untersucht die »Sattelzeit« jenes Weimarer »Reformabsolutismus«, der die mit viel Geld gestützte Staatsmodernisierung größerer (deutscher) Staaten kaum nachahmen konnte. Doch obwohl die Weimarer Reformideen nicht selten mehr Anspruch als Erfüllung waren, bildete sich eine politische Kultur aus, die den Kleinstaat im Zeitenwandel um 1800 sicherte. Der Autor hebt eindrücklich hervor, dass Weimar weder ein Modellstaat des »aufgeklärten Absolutismus« war noch eine besonders zähe Bastion des Ancien régime. Weimar war ein »normaler« Kleinstaat in der Spätzeit des Alten Reiches.