Franz Huberth Boeken




Lichtspielschlummer, Daumenkinos und tote Hunde
Autorinnen und Autoren über ihr Kino
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Die 1955 gegründete Vierteljahresschrift wurde in Anknüpfung an die von Friedrich Schiller herausgegebene Monatsschrift benannt und widmet sich »ohne Scheuklappen und unabhängig von Moden« (WDR) allen Aspekten zeitgenössischer Literatur. Film, Text, Bild, Performance, Musik befruchten sich auf intensive Weise gegenseitig. Schnitt- und Montagetechniken, Überblendungen oder Shortcuts sind längst literarische Gestaltungsmittel geworden, Serien entfalten romanhaft komplexe Geschichten über 20, 30 und mehr Stunden Dauer. Autorinnen und Autoren schreiben über ihr Kino in ihrer ganz eigenen Form: Geschichten, Szenen, Gedichten, Träumen, Erinnerungen ... u. a. von Philippe Beck, Volker Gerling, Durs Grünbein, Anna-Katharina Hahn, Kerstin Hensel, Nancy Hünger, Georg Klein, Thomas Koebner, Judith Kuckart, Dagmar Leupold, Arne Rautenberg, Monika Rinck, Jan Volker Röhnert, Patrick Roth und Ulf Stolterfoht .
Literatur ist Kunst und ein ästhetisches Erlebnis, das die Gegenwart interpretiert, die Zukunft antizipiert und die Vergangenheit archiviert. Die Literatur der DDR war stark in die staatliche Kulturpolitik eingebunden, unterlag den Vorgaben und Kontrollen des Sanktionsapparats der SED und des Ministeriums für Staatssicherheit. Die Ästhetik sollte durch eine normative Poetik geregelt werden, während sie gleichzeitig als Medium einer Gegenöffentlichkeit zum staatlichen Meinungsmonopol diente. Obwohl es offiziell keine Zensur gab, war das Druckgenehmigungsverfahren starr und willkürlich, was oft zu mehr Lektüren führte, als vom Staat gewünscht. Der erste Teil dieser Geschichte ist seit 1990 abgeschlossen und bietet ein Archiv zur DDR-Geschichte jenseits von Daten. Die Aufsätze in diesem Band beleuchten verschiedene Aspekte der DDR-Literatur, darunter politische Ereignisse, den Literaturbetrieb und thematische Überblicke wie den historischen Roman und Autorinnen in der DDR. Persönliche Rückblicke von Autoren wie Heinz Czechowski und Uwe Kolbe bereichern die Sammlung. Die Mischung aus Dichtern, Akteuren und Wissenschaftlern sorgt für eine produktive Zusammenarbeit und abwechslungsreiche Lektüre. Die Beiträge sind nicht chronologisch oder inhaltlich geschlossen, sondern werfen interessante Fragen auf und geben mehr oder weniger offene Antworten. Wir sind im zweiten Teil dieser Geschichte angelangt, denn, so William Faulkner, das Ver
Das Ministerium für Staatssicherheit hatte ein besonderes Auge auf den Literaturbetrieb, denn es galt, das Sprachmonopol des Staates zu sichern. Zahllose Dramen von Verrat und Zersetzung, die sich auf diesem Feld in vierzig Jahren DDR-Geschichte abgespielt haben, wurden seit der Wende bekannt. Für kritische Dichter aus der DDR war die Stasi ein absolutes Tabu. Dennoch fand diese Thematik in beiden deutschen Staaten auf und zwischen den Zeilen ihren Platz einmal sehr offen und luzide wie in Johnsons Mutmaßungen über Jakob, meistens jedoch kodiert: frech camoufliert wie bei Joachim Walther, in Mythen und Märchen verpackt bei Christa Wolf, Stefan Heym oder Franz Fühmann oder lyrisch verarbeitet bei Wolf Biermann, Adolf Endler oder Sascha Anderson. Nach der Wende legten u. a. Wolfgang Hilbig (ICH) und Günter Grass (Ein weites Feld) Bearbeitungen der Stasi-Thematik vor. Der Autor führt die Texte über historische, soziale und ästhetische Kategorien sowie die speziellen »Produktionsbedingungen« zu literaturgeschichtlichen Entwicklungen zusammen. Dadurch werden Methoden und Strukturen der Stasi transparent. Gleichzeitig zeigen sich literarische Arbeitstechniken, mittels derer »Realität« in Literatur verwandelt und damit für unser kulturelles Gedächtnis archiviert wird.