Die Stimme des Tenors Fritz Wunderlich strahlt eine berührende Energie aus, die das Wesen des Singens verkörpert. Seine Kunst, geprägt von hoher musikalischer Intelligenz und künstlerischem Ethos, zeigt eine Lebensbejahung und tiefgründige Musikalität. Die Zusammenarbeit mit Hubert Giesen führte zu feinsinnigen Lied-Interpretationen, darunter die bedeutende Einspielung von Schumanns „Dichterliebe“.
Katrin Bibiella Boeken





Alles Flüchtige
Gedichte
Windgetragen flügelleicht
Vom Wunder der Pflanzensamen | Gedichte und Zeichnungen
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Von Bäumen und Menschen
Gedichte
Aufrecht zwischen Himmel und Erde: Lässt sich so die Affinität, die Liebe der Menschen zu den Bäumen erklären? Seit je rühren sie uns an, hochgewachsen, von einer inneren Spannung wie Kathedralen, unter deren schattenspendendem Blätterdach wir atmen können, mutige Giganten voller Frieden und Hingabe an das Leben. Seit je sind sie Begleiter des Menschen. In den Schöpfungsmythen bildet ein besonderer, fruchtschenkender Baum das Zentrum des Paradieses, des ersten Gartens, der für die Möglichkeit des Lebens selbst steht. Bäume bieten Schutz und Nahrung, ihre über eine Wachstumsperiode reifenden Früchte sind nicht allein wohlschmeckend, sondern gleichfalls von großer Symbolkraft. Sie stehen für das Werden, für Reife, Sinnlichkeit. Sie sprechen mit uns ganz unmittelbar. Bäume stehen uns auch im Erleben der Jahreszeiten bei. Sie berühren uns in ihrem Alter. Beim Anblick ihrer Gestalt erfahren wir auch von der Stille, die in allen Dingen wohnt. – Und immer ist es, als wären auch wir gemeint. Gebundene und freie, miniaturhafte Gedichte spannen in diesem Band einen weiten Bogen der poetischen Reflexion, die ihre Kraft aus der Ästhetik des Augenblicks bezieht, bewegt zu sein vom Hier und Jetzt, wo sich der Gegenstand und das abstrakte Medium der Sprache ganz nahekommen.
In den Gedichten von Katrin Bibiella geht es um die Sprache als Schöpfungsmedium der Welt. Alle Dinge sind aus Sprache gemacht, sind Ausdruck des aus einem Innen in die äußere, sinnlich wahrnehmbare Form getretenen Geistes. Die Sprache befähigt den Menschen, sich die Welt zu erschließen: Mit Namen alle Dinge zu benennen / Und sie im Namengeben zu erkennen, das Geheimnis der Verwobenheit von Geist und Materie vernehmbar zu machen: Die Frühe / trug noch den Duft / vom Wachsen der Blumen / in ihrem Flügel, die eigene Befindlichkeit in der Welt poetisch zu erwecken: Der Wind / hat das weiße / Nichts getrunken, / das schlägt dir / beim Gehen / ins Gesicht. Im Verfolgen dieser Spur führt die Sprache an den Anfang zurück, an die Quelle, aus der alles Werden entspringt: Als wüssten wir den fernen Augenblick, / Wo uns der Geist entließ in unser eigenes Geschick. In der Sprache leuchtet die sich immer wieder erneuernde Schöpfung als offenbartes und doch ewig unergründliches Geheimnis (Novalis). Schließlich vermitteln die Gedichte von Katrin Bibiella die poetische Ahnung, dass eine aus der Stille geborene, gehörte Sprache das verloren geglaubte Paradies menschlicher Selbstfindung sein könnte.