Familienzentren entwickeln sich für Kinder, Eltern und Familien zunehmend zu der zentralen Anlaufstelle in ihrem Stadtteil. Sie bieten umfangreiche Unterstützung in Bildungs- und Erziehungsfragen, koordinieren Veranstaltungen und vernetzen unterschiedlichste professionelle und ehrenamtliche Beratungs- und Hilfsangebote. Die Organisation und das Management von Familienzentren wird im Wesentlichen durch engagierte Leitungskräfte geleistet. Die vorliegende qualitative Studie geht der Frage nach, welche persönlichen, politischen, finanziellen sowie pädagogischen Rahmenbedingungen und Kompetenzen Leitungskräfte benötigen, um den vielfältigen alltäglichen Anforderungen gerecht zu werden. Nach einführenden professionstheoretischen Überlegungen aus Sicht der Sozialen Arbeit und Kindheitspädagogik werden Interviews mit Familienzentrumsleitungen aus Niedersachsen und Nordrhein- Westfalen geführt; ergänzt werden diese Daten durch teilnehmende Beobachtungen in Coachingprozessen des Autors sowie durch studentische Beiträge aus dem Projektstudium Stadtteil- und Familienzentren an der Ostfalia Hochschule in Wolfenbüttel. Das Material wurde mit der Forschungsmethodik der Grounded Theory ausgewertet und bietet einen detaillierten Einblick in die Leitung eines Familienzentrums. Das Management von Komplexität kennzeichnet den Alltag der interviewten Leitungskräfte mit all seinen pädagogischen Chancen und Möglichkeiten, verdeutlicht aber auch strukturelle, organisatorische und persönliche Grenzen.
Thomas Harmsen Boeken



Professionelle Identität im Bachelorstudium Soziale Arbeit
Konstruktionsprinzipien, Aneignungsformen und hochschuldidaktische Herausforderungen
Professionelle Identitätsbildung in der Sozialen Arbeit beginnt bereits während des Bachelorstudiums. Auf der Basis einer Grounded Theory Studie an der Fakultät Soziale Arbeit in Wolfenbüttel wird exemplarisch nachgewiesen, dass sie gelingen kann, wenn Studierende, Lehrende und Hochschulen sich auf vier grundlegende Merkmale professioneller Identitätsbildung verständigen können: ein offener Zugang zum Studium, der auf biografischen Erfahrungen der Studierenden aufbaut, ein gelingender Theorie-Praxis-Bezug, subjektive Aneignungsformen der Studierenden sowie eine „sinnlich erfahrbare Praxis“: Projektstudium, Praktika, Fallseminare, Supervisionen sowie professionstheoretisch gestaltete Lehrveranstaltungen sind die zentralen Orte, an denen diese erfolgt. Eine so verstandene professionelle Identitätsbildung erfordert von Lehrenden eine grundlegende Überarbeitung traditioneller Formen der Wissensvermittlung.
Der Autor widmet sich als langjähriger Praktiker und Theoretiker der Sozialen Arbeit dem Dauerthema professionelle Identität. Er vermeidet es, eine erneute Gegenstandsbestimmung zu versuchen, sondern entwickelt einen erkenntnistheoretischen Bezugsrahmen, der aufzeigt, wie professionelle Identität konstruiert wird. Hierbei rekurriert er auf konstruktivistische Theorien. Im zweiten Teil werden die theoretischen Überlegungen empirisch nachgezeichnet. Die methodische Grundlage bildet dabei die Grounded Theory, die es ermöglicht, eine gegenstandsbezogene Theorie professioneller Identität zu entwicklen.