Renate Hürtgen Boeken





Ausreise per Antrag: der lange Weg nach drüben
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Am Beispiel der »Antragsteller auf ständige Ausreise« im Kreis Halberstadt entwirft die Autorin ein anschauliches Bild der Gesellschaft und des Herrschaftsalltags in der DDR der Honecker-Ära. Sie betrachtet sowohl die Herrschaftspraxis im regionalen »Mikrokosmos der Macht« und den Umgang der lokalen Funktionäre mit den Antragstellern als auch die »Ausreiser« selbst, ihre Herkunft, Sozialisation und kulturellen Prägungen sowie ihre Motive und das Verhältnis zu ihrem sozialen Umfeld. Dabei zeigt sich, dass unter den Antragstellern häufig gerade jene waren, die bis dahin ein durchaus angepasstes Leben geführt hatten, dessen Grenzen sie nun nicht mehr ertragen wollten. Die Studie entfaltet eine differenzierte Sicht auf die DDR-Gesellschaft, in der trotz Allgegenwart der Sicherheitsapparate und geschlossener Grenzen auch Eigensinn und Zivilcourage praktiziert wurden.
Angestellt im VEB
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Informationen über Industrieangestellte in der DDR sind äußerst rar. Im offiziellen Sprachgebrauch der großen „Werktätigengemeinschaft“ zählte diese äußerst heterogene Gruppe schlicht zu den Arbeitern. Renate Hürtgen ermöglicht erstmals einen funktional u
Rückblickend erscheint heute der Alltag in einem DDR-Betrieb zuweilen im besten Licht. Aus den Erinnerungen sind Herrschaft und Unterdrückung ebenso verschwunden wie Mangel und Desorganisation oder die im Rahmen des sozialistischen Wettbewerbs alltäglich praktizierten Rituale. In diesem Band wird die vergessene Seite des betrieblichen Alltags wieder entdeckt und in Beziehung zu den tatsächlichen Einflußmöglichkeiten der Beschäftigten auf das Geschehen im Betrieb gesetzt. Am Beispiel des gewerkschaftlichen Vertrauensmannes, einer ehrenamtlichen Funktion, verfolgt Renate Hürtgen eine Entwicklung, in der selbst die vom Staat geforderte Partizipation und Interessiertheit der Beschäftigten nicht hergestellt werden konnte. Am Ende war der DDR-Betrieb ein Ort, an dem keine Konflikte offen ausgetragen wurden, die Belegschaft ihre Interessen immer weniger durchsetzen konnte und die sozialen Kompetenzen qualifizierter Arbeiter brachlagen. Nachdrücklich formuliert die Autorin die Bedeutung dieser Defizite für das Scheitern der DDR-Gesellschaft.