Dreißig Jahre nach Arlie Hochschilds einflussreicher Studie »The Managed Heart« über die Folgen der Kommodifizierung von Gefühlen für das Individuum ist die Ökonomisierung des vormals Privaten weiter vorangeschritten. Ausgehend von Hochschilds Konzepten beleuchtet der Band Ökonomisierungsprozesse in Schule und Bildung, Familie und Pflege, Dienstleistungsbereich und Management. Es wird sichtbar, dass sich neben Entfremdungstendenzen auch Kreativität sowie Widerständigkeiten im Umgang mit diesen entwickeln: Statt sich determinieren zu lassen, werden Spielräume ausgelotet und Autonomiegewinne organisiert.
Kulturelle Prozesse gelten als ein wesentlicher, wenn auch schwierig zu bestimmender Faktor des Innovationsgeschehens. Die Beiträge in diesem Band knüpfen an bisherige Erkenntnisse der anthropologischen Forschung zu Innovationskulturen an. In mikroanalytischer Perspektive untersuchen sie innovative Dynamiken, die im Rahmen von Kulturkontakten entstehen und kulturelle Diversität als Ressource nutzen. Inhalt: Gertraud Koch: Transkulturalisierung als Modus der Wissensproduktion. Zur Einleitung Valentin Priebus: Transkulturelle Popmusik. Eine Analyse der kubanischen Rap-Formation Orishas Lisa Koch: Kann Musik zur Völkerverständigung beitragen? Eine Analyse des West-Eastern Divan Orchestra Nadine Hoser: Online wie Offline? Zur Vermittlung von medizinischem Wissen an der Universidad de Chile. Amelie Franke: An Investigation into Notions of Home among Third Culture Kids Gertraud Koch: Transkulturalisierung als Paradigma kulturanthropologischer Wissensforschung
Theorien und Konzepte für die empirische Kulturforschung
Digitale Technologien haben heute nahezu jeden Lebensbereich durchdrungen und das verfügbare Repertoire materieller, symbolischer und praxisbezogener Formen sichtbar verändert. Für die kulturanalytische Forschung stellt sich damit die Frage nach theoretischen und konzeptuellen Zugängen, die geeignet sind, diese Veränderungen angemessen zu erfassen und für die empirische Forschung zu erschließen. Der vorliegende Band stellt verschiedene Ansätze vor, welche die spezifischen Dimensionen digitaler Kultur thematisieren. Er offeriert Zugangsweisen für die empirische kulturanalytische Erforschung digitaler Kulturen, die wiederum notwendig ist, um ein differenziertes Bild von der Digitalisierung als einem kulturellen Phänomen zu entwickeln und um zur weiteren Theoriebildung beizutragen. Der Band richtet sich an Studierende und Wissenschaftler der Kulturanthropologie, Soziologie, Medienwissenschaft, der Science and Technology Studies und anderen empirisch arbeitenden Sozial- und Geisteswissenschaften._
Ausgehend von der Erkenntnis, dass Wissen prozessual und kontextabhängig ist, werden in diesem Band dessen Erzeugung und Nutzung mit ethnografischen Methoden untersucht. Dabei geht es neben der vieldiskutierten „Wissensarbeit“ auch um das „Arbeitswissen“ überhaupt. Anhand ganz unterschiedlicher Berufszweige von den Creative Industries über Forschung und Verwaltung bis zum medizinischen und pflegerischen Bereich wird dargestellt, wie sich der Umgang mit Wissen im Zeichen zunehmender Ökonomisierung verändert.
Innovation ist in der globalisierten Welt unerlässlich, um wettbewerbsfähig zu bleiben und das Prinzip des kontinuierlichen Wachstums in kapitalistischen Ökonomien zu erfüllen. Sie wird als entscheidendes Verfahren zur Förderung anhaltender Prosperität angesehen. Dennoch sind Erfindungen und deren Verbreitung nur bedingt planbar. Bei der Förderung von Innovationen gewinnen kulturelle Dimensionen, auch als „weiche“ Faktoren bezeichnet, zunehmend an Bedeutung. Wirtschaftliche Prosperität ist stark regional organisiert, wie am Beispiel der Bundesrepublik deutlich wird. Ökonomisch leistungsfähige Bundesländer wie Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen stehen wirtschaftlich schwächeren Ländern wie Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern gegenüber. Innerhalb der Bundesländer gibt es zudem Unterschiede zwischen struktursch stärkeren und -schwächeren Regionen. Diese regionalen Besonderheiten werden im Kontext von Innovation immer wichtiger, wobei neben infrastrukturellen und verkehrsgeographischen Aspekten auch die Bedeutung von regionalen soziokulturellen Prägungen und Orientierungen hervorgehoben wird.
Wissen wird zur entscheidenden Ressource in spätmodernen Gesellschaften. Die Welt befindet sich auf dem Weg in eine globale Wissensgesellschaft. Das scheint eine unbestrittene Angelegenheit zu sein. Doch was bedeuten solche Entwicklungen konkret für Individuen, Unternehmen und Nationen, die sich eine lebenswerte Zukunft in einer wissensbasierten Welt sichern wollen? Was sind die richtigen Strategien, um Wissen als Ressource für aktuelles und zukünftiges Handeln erfolgreich nutzbar zu machen? Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen und Praktiker aus verschiedenen Sektoren gehen diesen Fragen nach.
Technik ist spezifisch für die Kultur, die sie hervorbringt. Diese Erkenntnis ist weit verbreitet, doch wie wird dieser Prozess konkret? Welche kulturellen Aspekte finden in technologischen Konzepten und Artefakten Berücksichtigung, und warum ist Technik ein Motor für kulturellen Wandel, obwohl sie auf kulturellen Traditionen basiert? Am Beispiel der künstlichen Intelligenz, die anfangs gesellschaftlich umstritten war, wird der Prozess rekonstruiert, in dem Technologien entwickelt und kulturell geprägt werden. Die Kulturalität dieser Technikentstehung wird mithilfe der Kulturanthropologie untersucht. Diese Disziplin ermöglicht Einblicke in Wissenskulturen, soziale Formen, Sinn- und Symbolsysteme sowie Traditionen. Auch technologische Artefakte werden als Objekte der Kulturanalyse betrachtet. Die Analyse zeigt die untrennbare Verbindung von Technik und Kultur, wobei Akteure aus technologischen Teilkulturen aktiv an der Deutung des Menschen und des gesellschaftlichen Zusammenlebens mitwirken. Diese kulturanalytische Perspektive verdeutlicht, warum politische und ökonomische Steuerungskonzepte oft nur begrenzt erfolgreich sind. Die Publikationsreihe Wissen - Kultur - Kommunikation fokussiert die Wissenskommunikation in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen und Kulturen und richtet sich an die Scientific Community sowie Fachpublikum aus Kultur und Wirtschaft. Sie ist transdisziplinär ausgerichtet, um einen wissenschaftlichen