Von Platon bis Horkheimer hat sich die philosophische Tradition mit dem Verhältnis von Mann und Frau beschäftigt, und in der politischen Philosophie, wo die Grundlagen und Parameter der abendländischen Geschlechterordnung formuliert und begründet werden, bildet es ein fortlaufendes Thema. Dieser Einführungsband vergegenwärtigt die maßgeblichen Stationen dieses Geschlechterdenkens von der Antike bis zur Moderne und stellt sie in ihren jeweiligen systematischen und historischen Kontext. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts unterziehen feministische Philosophinnen wie Beauvoir, Irigaray und Butler die theoretischen Voraussetzungen der Geschlechterordnung einer radikalen Kritik. Für ein Verständnis des aktuellen Streits um die Positionen der Geschlechter in der Gesellschaft liefert der Band das ideengeschichtliche Hintergrundwissen.
Friederike Kuster Boeken
1 januari 1959


Rousseau - die Konstitution des Privaten
Zur Genese der bürgerlichen Familie
Rousseaus politisches Denken bewegt sich in beiden Bereichen der klassischen Politik: in denen von Haus und Staat, von Privatem und Öffentlichem. Der liberalen Opposition von Individuum und Staat setzt Rousseau ein Modell der politischen Einheit entgegen, das durch die Vermittlungsinstanzen von Geschlechter- und Familienordnung gewährleistet ist. Mit dem erstmals ausformulierten Ideal einer empfindsamen Beziehungskultur wird ein Modell bürgerlicher Lebenskultur propagiert, das sich gleichermaßen auf die häuslich-intime Privatsphäre wie auf die Dimension republikanischer Öffentlichkeit erstreckt und das Rousseaus nachhaltige Deutungsmacht für das moderne bürgerliche Selbstverständnis erweist.