Alexander Gantschow Boeken




Das herausgeforderte Selbst
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In der heutigen Welt mit ihren verwirrenden Gegensätzen und den daraus entspringenden Unsicherheiten gerät eine gelingende Persönlichkeitsentwicklung zu einem Drahtseilakt. Die empirische Sozialforschung zeigt, dass unter dem Eindruck der Pluralisierung und Individualisierung die Zahl der psychisch ungeordneten (jungen) Menschen anwächst. Menschen, die in Fragen der Lebensführung orientierungslos und identitätsunsicher sind, geben jedoch keine guten Bürger ab. Ausgehend von dieser (sokratischen) Einsicht, diskutiert der Verfasser die Konsequenzen der Moderne für eine verständige Lebensführung unter den Bedingungen der Entzauberung. Dabei bildet der rebellierende Diskurs der Nachhegelianer das Zentrum der Arbeit. Mit dem existenzphilosophischen Vokabular von Sören Kierkegaard und Friedrich Nietzsche kommt die Abgründigkeit der nachmetaphysischen Welt eindringlich zur Sprache. Ihr Denken wird für eine weltbezogene Selbstsorge fruchtbar gemacht und dient damit einer politischen Bildung. In diesem Sinne stellt Das herausgeforderte Selbst den Versuch dar, sich denkend in der Wirklichkeit und über die Wirklichkeit – in die „wir hineingestellt sind“ (Max Weber) – zu vergewissern und die Lebensführung in ihrer Fraglichkeit einer aufklärenden Deutung zu unterziehen.
Benjamin Barber zählt zu den bedeutendsten Denkern der modernen Politischen Theorie. Angesichts wachsender politikfeindlicher Tendenzen stellt er die grundlegende Frage nach dem Schicksal der Menschen in ihrer Zeit. Diese Fragestellung verbindet ihn mit klassischen Denkern, die die Auswirkungen der herrschenden Lebensbedingungen auf die Selbst- und Weltinterpretation der Menschen in den Mittelpunkt ihrer Forschung stellen. Barber betrachtet Menschen als politische Wesen, die als handelnde und sprechende Individuen agieren. In Anbetracht der Krise thematisiert er die freiheitliche Gestaltung des menschlichen Zusammenlebens. Für ihn ist die Schaffung und Bewahrung einer politischen Ordnung weder selbstverständlich noch zwingend historisch vorgegeben. Freiheit muss von den Bürgern einer Republik aktiv verwirklicht werden. In diesem Sinne kann er als Theoretiker der Bürgergesellschaft angesehen werden. In seinen Schriften untersucht er die Bedingungen einer menschenwürdigen und freien Bürgerexistenz. Barber verdeutlicht, dass das Streben nach Freiheit im Kontext kulturell sinnvoller Bedeutungszusammenhänge verstanden werden muss. Diese Einsicht sensibilisiert ihn für die Pluralität und Besonderheiten verschiedener Kulturen. Darüber hinaus entwickelt er ein republikanisches Freiheitsverständnis als verbindendes interkulturelles Band, das trotz kultureller Unterschiede das Gemeinsame und Überzeitliche menschlichen Daseins benennt.