Die Unterscheidung zwischen Ermüdung und Erschöpfung wird von Gilles Deleuze als Ausgangspunkt genommen, um Kuratieren als eine dynamische Kulturtechnik zu betrachten. Daniel Tyradellis zeigt, dass Kuratieren nicht auf bestimmte Genres oder Methoden beschränkt ist, sondern intermediale Übersetzungen und Vermittlungen erprobt, die den Gesellschaftsvertrag neu aushandeln. In dieser bearbeiteten und erweiterten Neuausgabe werden aktuelle Debatten zur veränderten Rolle von musealen Orten berücksichtigt, was das Buch zu einem relevanten Beitrag in der Diskussion über zeitgenössische Kulturpraktiken macht.
Daniel Tyradellis Boeken





Das Buch thematisiert die Bedeutung der Beziehungen zwischen Dingen und deren Einfluss auf das Verständnis von Substanz und Sinn. Es plädiert für neue Formen der Vermittlung, die nicht nur bestehendes Wissen reproduzieren, sondern als aktive Forschung fungieren. Dabei wird ein Ansatz des Kuratierens vorgestellt, der komplexe Zusammenhänge nicht vereinfacht, sondern durch vielfältige Übersetzungsprozesse auch entlegene Aspekte einbezieht. Diese Perspektive fördert ein tieferes Verständnis von Wissen jenseits disziplinärer Grenzen.
Sich ausdrücken. Zur Immanenz der Kunst
- 170bladzijden
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Wie lässt sich angemessen über die Kunst eines Menschen schreiben? Eher nicht, indem man sie kunsthistorisch situiert. Auch nicht, indem man ihn zu einem Symptom seiner Lebensumstände erklärt. Ebenso wenig, indem man die Werke mit urteilenden Adjektiven wie 'stark', 'intensiv', 'tief' etc. beschreibt. Aber wie sonst? Was bedeutet 'angemessen'? Auf eine bestimme Art und Weise ist das die ganze Frage.0 0Das Werk einer unbekannten Künstlerin umkreisend, untersucht das Buch die Rolle der Kunst als Gegenstand der Sehnsucht nach individuellem Ausdruck, nach Intensität, Wahrheit und Sinn. Ein Kunstwerk ist immer Übertragung und Vermittlung; ein Medium, das zugleich mehr und weniger als ein lesbarer Code ist. Bevor es zu einem Museumsobjekt und Handelsgut wird, ist ein Kunstwerk zunächst ein Ausdruck an der Schwelle des Denkbaren. Es macht erfahrbar, dass noch die privateste Frage nur über den Weg des Öffentlichen gestellt werden kann und umgekehrt; dass noch das allgemeinste philosophische Problem sich nur in und als Ereignis eines Lebens konkretisiert. 'Sich verwirklichen heißt auch ausgedrückt zu werden' (Gilles Deleuze). Kunst verkörpert einen Glauben an die Immanenz der Welt, den es gegen alle Statthalter der Transzendenz zu verteidigen gilt.
Museen sind Massenmedien. Aufwendige Ausstellungsprojekte erreichen immense Besucherzahlen; kühne Museumsbauten bilden neue Landmarken. Lauter Erfolgsgeschichten, oder? Doch auch wenn sie es ungern zugeben: Betrieb und Besucher sind gleichermaßen ermüdet. Immer mehr, immer teurer, immer multimedialer – und irgendwie immer dasselbe … Der Mangel an Ideen und gedanklicher Tiefe, die ängstliche Befriedigung antizipierter Erwartungen und die Selbstreferenzialität des Betriebs gehören für den Philosophen und Kurator Daniel Tyradellis zu den Kernproblemen der Museen. Wichtiger als ein breiteres Spektrum an Exponaten und Präsentationsformen sollten die inhaltlichen Überlegungen sein, die Themen und Thesen einer Ausstellung, die sich von den überholten Oppositionen und Zuordnungen frei machen und dadurch den Museen neue Möglichkeiten eröffnen, mit ihren Objekten und ihrer Expertise umzugehen. So könnten Ausstellungen entstehen, die jeden Besucher ernst nehmen, das Denken in neue Bahnen lenken und das Museum als einzigartiges Medium nutzen, um Erfahrungsräume anderer Art zu öffnen.
Wunder
- 299bladzijden
- 11 uur lezen
WUNDER ist das Buch zur Ausstellung, die die Grenzen abendländischer Rationalität untersucht – an ihren Rändern, im Innern und in ihrer Geschichte. Es thematisiert, was in unserer Welt aus dem Rahmen fällt: unerklärliche Heilungen, beeindruckende Naturschauspiele, technische Innovationen, künstlerische Ideen und Zufälle. Die Exponate zeigen, wie christliche Religion und antike Naturphilosophie unsere Vorstellung des Wunders geprägt haben. Das Wunder wird als eine Öffnung in der Welt erkennbar, aus der Kunst, Wissenschaft und Technik hervorgehen. Während Wissenschaft und Technik oft zweckorientiert sind, bietet die Kunst einen größeren Freiheitsgrad, um diese Öffnung neu zu gestalten und zur Diskussion zu stellen. Diese kulturelle Öffnung verweist auf einen Mangel, der sowohl ersehnt als auch unerreichbar ist, und sie ist der Antrieb für Meisterwerke in Kunst und Technik. Durch den Vergleich religiöser, wissenschaftlicher und künstlerischer Motive mit alternativen Sichtweisen, etwa im Islam, wird das abendländische Weltbild und seine fragile Fähigkeit zur Sinngebung hinterfragt. Die Ausstellung und das Buch präsentieren Werke von Künstlern wie Francis Alÿs, Joseph Beuys und Thomas Struth sowie eine Vielzahl faszinierender Exponate, die das Thema Wunder in seiner Vielfalt beleuchten.