Der Lebensstil in westlichen Industrienationen ist geprägt von Zeit- und Leistungsdruck, Bewegungsmangel sowie Konsum- und Schönheitsidealen, was zu einer Entfremdung von einem einfachen, sinnlich nährenden Alltag führt. Viele Menschen versuchen, emotionale Schwierigkeiten und Konflikte durch Körpermanipulation oder Ignorieren ihrer Befindlichkeit zu bewältigen. Diese Tendenzen führen zu einem Ungleichgewicht zwischen zu viel und zu wenig Kontrolle, was in Ängsten, Zwanghaftigkeit oder Sucht resultiert. Essstörungen und Adipositas sowie subklinische Essverhaltensstörungen nehmen in den westlichen Ländern zu, was den Bedarf an Therapien erhöht, die sowohl körperlich als auch emotional ansetzen und Betroffene in einen achtsamen Bezug zu sich selbst und ihrer Umwelt bringen. In diesem Kontext schildern zehn erfahrene Therapeutinnen ihre Ansätze in klinischen Gruppensettings, wobei sie verschiedene körperorientierte Methoden zur Behandlung von Essstörungen und Adipositas anwenden. Sie präsentieren Modelle zur Verkörperung von Akzeptanz und legen Wert auf Respekt und wohlwollende Präsenz in ihrer Arbeit. Dadurch können psychisch und körperlich belastete Menschen neue Wahrnehmungs- und Handlungsspielräume entdecken, destruktive Bewältigungsmuster ablegen und schrittweise einen Weg der Selbstfürsorge einschlagen.
Thea Rytz Boeken


Am Beispiel von Essstörungen zeigt dieses Buch, wie der Entfremdung vom eigenen Körper eine somatopsychische Selbstbeobachtung entgegengesetzt werden kann. Absichtsloses Wahrnehmen auf den drei Ebenen – sensorische Empfindungen, Gefühle, Gedanken – fördert innere Flexibilität und angemessenes Handeln. Ressourcenorientierte Achtsamkeit, im Sinne von 'Mindfulness', hat sich auch in der Behandlung anderer psychischer Erkrankungen wie Depression oder Borderline-Störung als effektives Therapiemodul bewährt. Die Schwierigkeiten, auf die eigenen Bedürfnisse zu hören und Grenzen zu respektieren, sind nicht nur auf Essstörungen beschränkt, sondern betreffen auch viele gesunde Menschen. Methodisch übergreifend regt das Buch an, das individuelle Gleichgewicht zwischen 'bei sich' und 'in Kontakt' immer wieder neu zu finden. Im praktischen Teil werden 128 Anregungen in der Tradition von Elsa Gindler, Ilse Middendorf und Bonnie Bainbridge Cohen vermittelt, die helfen, achtsame Wahrnehmung zu üben und im Alltag sowie in Stresssituationen beizubehalten. Fachpersonen erhalten spezifische Hinweise zur Unterstützung von Gruppenprozessen durch achtsame Wahrnehmung. 32 beiliegende Fotokarten ermöglichen einen spielerischen Umgang mit den Anregungen, die sich an ein breites Publikum aus Fachleuten, Interessierten und Betroffenen richten.