Irritationen - Befremdungen - Entgrenzungen
Frangen an die Grundschulforscung
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Frangen an die Grundschulforscung
Seit 2015 kam mehr als eine Million Menschen mit Zuwanderungsgeschichte nach Deutschland - viele davon Familien mit Kindern im Grundschulalter. Eine zentrale Aufgabe der Grundschule besteht darin, diesen Kindern soziale und kulturelle Teilhabe zu ermöglichen. Vor diesem Hintergrund fragt dieses Buch: Wie kann es gelingen, die sprachliche und kulturelle Vielfalt so zu nutzen, dass alle an Schule Beteiligten mit- und voneinander lernen können? Das Buch bündelt empirisches Wissen zu diesem Thema, diskutiert Lösungsansätze für den Grundschulalltag und gibt Anregungen für Umsetzungsmöglichkeiten. Jedes Kapitel wird mit Fallbeispielen sowie mit weiterführenden Literatur- und Materialhinweisen gerahmt.
Schülerinnen- und Schülerperspektiven auf die Bearbeitung von Aufgaben
Im Mittelpunkt dieses Bandes steht die videogestutzte Beobachtung. Auf der Basis von Beobachtungsprotokollen werden Rekonstruktionen der Aufgabenbearbeitung vorgenommen. Fokussiert werden dabei nicht nur Mikroprozesse der Aufgabenbearbeitung, sondern auch die Perspektiven von Schuler*innen auf den fachlichen Lerngegenstand.
Bereits Kindergarten- und Grundschulkinder denken über existenzielle Themen des Lebens nach und stellen Fragen dazu, z. B. „Warum sterben Menschen?“, „Warum gibt es Krieg?“, „Was ist die Wahrheit?“ Doch wie spricht man mit Kindern darüber? Und wozu ist es gut? Der vorliegende Band fasst empirische Untersuchungen und Forschungsperspektiven zum Philosophieren mit Kindern zusammen und reflektiert den Ertrag philosophischer Gespräche für Lern- und Bildungsprozesse von Kindern. Zusätzlich werden Anschlussfragen und weitere Forschungsperspektiven generiert.
Sprachliches Handeln ist konstitutiver Bestandteil schulischen Lernens. Es ist flüchtig, situativ, nur bedingt planbar und erfordert in Lehr-/Lernkontexten, sowohl eine Ziel- als auch eine Prozessorientierung. Damit ergibt sich für Lehrer_innen die besondere Herausforderung einer an situativen Prozessen und Interaktionen orientierten Handlungsflexibilität. Dieses Buch bündelt zum einen Perspektiven, die sich für dialogische und partizipative Prozesse in schulischen Gesprächen interessieren; zum anderen wird interaktionsanalytisch und fachdidaktisch rekonstruiert, wie Schüler_innen miteinander und mit Lehrer_innen sowie Eltern in unterschiedlichen Gesprächssituationen agieren, über Lernen sprechen und im Gespräch lernen.
„Grundschule entwickeln - Gestaltungsspielräume nutzen“ so lautet der Titel dieses Bandes und schließt damit an die aktuelle Debatte über Schulqualität an. Kriterien für Schulqualität liegen in jedem Bundesland im Kontext der länderspezifischen Orientierungsrahmen vor und werden als Bezugssystem für Fremdevaluationen und Schulinspektionen genutzt. Schulen müssen sich regelmäßig dem Blick externer Evaluation aussetzen und stehen vor der Aufgabe, den wachsenden Leistungsanforderungen der Gesellschaft an die schulische Arbeit Rechnung zu tragen, ohne den pädagogischen Blick auf den einzelnen Schüler/die einzelne Schülerin zu verlieren. Die Bedingungen für Grundschulen in Deutschland sind dadurch gekennzeichnet, dass in der Regel finanzielle und organisatorische Ressourcen für die Einzelschule fehlen. Dass dennoch an vielen Schulen kreative Konzepte und Schulprogramme entstanden sind, dass Schulen voneinander und miteinander lernen können, wird mit diesem Buch gezeigt und damit Anregungen für Schulentwicklungsprozesse gegeben, ohne notwendige bildungspolitische Maßnahmen auszublenden.
Beobachtungen von Pädagogen und Pädagoginnen in der Schule entfalten Wirkungen. In ihnen und mit ihnen werden Bilder von Kindern und Jugendlichen, von Schülerinnen und Schülern erzeugt, vor deren Hintergrund pädagogisches Handeln stattfindet und pädagogische Entscheidungen gefällt werden. Beobachtungen sind also Teil der alltäglichen pädagogischen Arbeit von Lehrerinnen und Lehrern. Sie finden überall statt und zugleich zu wenig Beachtung. Hier setzt dieses Lehrbuch an, das diesen zentralen Bestandteil pädagogischen Handelns von Lehrern und Lehrerinnen theoretisch, anhand von Fallbeispielen und methodisch umfänglich darstellt und zudem Möglichkeiten bietet, das Beobachten einzuüben und diese Tätigkeit gleichzeitig zu reflektieren.
Zwischen Gleichaltrigenkultur und schulischer Ordnung
Die aktuellen Entwicklungen in der Kinder- und Unterrichtsforschung sind vielfältig und innovativ. Dieser Band anaysiert schulische und vorschulische Situationen, in denen Kinder als Peers und als Schüler und Schülerinnen agieren, indem er die Auseinandersetzung mit Kindern als kompetenten Akteuren und Experten ihrer Interessen in den Mittelpunkt rückt. Die Beiträge zeigen das Spannungsverhältnis zwischen Peersein und Schüler/innensein auf und nehmen die Verschränkung von peerkulturellen und lernprozessorientierten Fragen in den Blick. Indem schulische Lehr- und Lernsituationen mit alltäglichen peerkulturellen Handlungsroutinen und Schüler/innenpraktiken zusammengedacht werden, entstehen neue Überlegungen, die bedeutende Hinweise für eine Modifizierung schulischer Situationen geben.
Auseinandersetzung - Kooperation - Imagepflege
Auf die Perspektive kommt es an! Der Klassenrat fördert die Beteiligung der gesamten Klassengemeinschaft an der Lösung von Problemen, wodurch eine Streitkultur anstelle von Gewalt entsteht und Konflikte im Vorfeld vermieden werden. Für Kinder ist der Klassenrat oft nur dann interessant, wenn sie selbst kein Problem haben. Er wurde von Erwachsenen für Schüler und Schülerinnen geschaffen, um einen Raum für die Diskussion alltäglicher Konflikte zu bieten, der soziales Lernen und Mitgestaltung des Schulalltags fördert. Die Sichtweisen auf den Klassenrat unterscheiden sich jedoch stark zwischen Kindern und Erwachsenen. Kinder würden nicht von sich aus auf die Idee kommen, ein solches Gremium einzurichten, um Konflikte gemeinsam zu lösen. Auf die Frage einer Lehrerin, was sie im Klassenrat lernen, antwortet ein Kind, dass man dort „Ärger“ bekomme. Die Kinder verneinen, dass sie ihre Probleme lösen lernen. Aus der Sicht der Kinder bedeutet der Klassenrat zunächst „Ärger“. Diese Diskrepanz zwischen pädagogischer Intention und der Wahrnehmung durch die Schüler deutet darauf hin, dass der Klassenrat für sie möglicherweise andere Bedeutungen hat. Um die Bedeutung des Klassenrats für die Beteiligten zu verstehen, steht die interaktive Praxis im Mittelpunkt dieser Arbeit.