Behinderung spielt als Bezugspunkt menschlicher Erfahrung und sozialen Handelns in vielen Gesellschaften eine wichtige Rolle. Die Geschichtswissenschaft hat sich bis heute höchstens am Rande mit Fragen von Behinderung auseinandergesetzt. Erst in den 1990er-Jahren hat sich im angelsächsischen Raum die Fachrichtung der 'disability history' herausgebildet, die Behinderung als historische Analysekategorie etablieren und den Umgang der Gesellschaft mit Menschen mit einer Behinderung aus einer historischen Perspektive kritisch hinterfragen will. Die thematisch, zeitlich und geographisch breit gestreuten Beiträge beschäftigen sich mit den theoretischen Voraussetzungen der 'disability studies', ihrer Rezeption in der Geschichtswissenschaft, den sich im zeitlichen Verlauf wandelnden Definitionen und Repräsentationen von Behinderung und dem gesellschaftlichen Umgang mit behinderten Menschen von der Frühen Neuzeit bis ins 20. Jahrhundert.
Urs German Volgorde van de boeken


- 2006
- 2006
Seit den 1980er-Jahren wächst in der Geschichtswissenschaft das Interesse an der Arbeit mit 'Fällen'. 'Case studies' erfreuen sich bei HistorikerInnen anhaltender Beliebtheit. Sie erlauben im Idealfall, das Besondere und das Allgemeine sinnvoll aufeinander zu beziehen, ohne dabei in die Aporien einer reinen Makro- oder Mikrogeschichte zu verfallen. Im Zentrum des Hefts stehen die verschiedenen Herausforderungen, die sich bei einer Arbeit mit Fallgeschichten stellen. Die Beiträge beschäftigen sich aus unterschiedlichen thematischen, zeitlichen und methodisch-theoretischen Perspektiven mit den Kriterien, nach denen bei der historischen (Quellen-)Arbeit Fallbeispiele gebildet und ausgewählt werden können. Reflektiert werden dabei Fragen nach der Repräsentativität und Exemplarität von Fallbeispielen und -studien sowie nach den Möglichkeiten, die Aussagekraft des Besonderen zu validieren und auf allgemeine Entwicklungen und Prozesse zu beziehen.