Praktiken zivilen/sozialen Ungehorsams standen im Zentrum verschiedenster sozialer Bewegungen des 20. Jahrhunderts. Ihre vielfältigen Formen innerhalb gegenwärtiger Proteste sind jedoch kaum aufgearbeitet. Noch schlechter bestellt ist es um das Thema im Zusammenhang mit zeitgenössischer Kunst, die zivilen/sozialen Ungehorsam abbildet, reflektiert, diskutiert und selbst Teil dessen wird. Mit diesem Buch wird diese Lücke geschlossen: Ausgangspunkt ist dabei aber nicht das berühmte Diktum H. D. Thoreaus, angesichts von Unrecht und Unterdrückung das Gesetz zu brechen. Vor dem Hintergrund veränderter Herrschaftsverhältnisse geht es um die Frage, was zu tun ist, wenn man, wie Thoreau nebenbei bemerkt, „nicht alles tun“ kann und soll. Das diskutieren die Beiträge des Buches an den Schnittstellen von Kunstproduktion und sozialen Bewegungen.
Jens Kastner Boeken






Dekolonialistische Theorie aus Lateinamerika
Einführung und Kritik
Seit einigen Jahren ist ein regelrechter Boom dekolonialistischer Ansätze zu verzeichnen: In den theoretischen Debatten der Kultur- und Sozialwissenschaften werden die alten Fragen sozialer Ungleichheit und kultureller Differenz vor dem Hintergrund der Kolonialgeschichte und ihrer Effekte neu verhandelt.In den politischen Aktivismen ist der Ruf »decolonize!« nicht mehr zu überhören. Aber was ist dekolonialistische Theorie? Was sind ihre zentralen Begrifflichkeiten und Problemstellungen? Worin unterscheidet sich dekolonialistische von postkolonialistischer Theorie? Die Struktur der globalen Machtverhältnisse ist bis heute vom Kolonialismus geprägt. Der peruanische Soziologe Aníbal Quijano nennt diese Prägung die »Kolonialität der Macht«. Sie schafft und reproduziert sozial wirksame Klassifizierungen und prädisponiert gesellschaftliche Konflikte.Um die Kolonialität offenzulegen und gegen sie anzugehen, bedarf es eines »epistemtischen Ungehorsams« (Walter Mignolo). Dekolonisierung kann in Formen des uneindeutigen »Grenzdenkens« (Gloria Anzaldúa) münden, andererseits kann aber auch der Kampf um »die Bejahung des Anderen als Anderen« (Enrique Dussel) eine Schlussfolgerung dekolonialistischer Anliegen sein. Das Buch zeichnet die wichtigsten Debatten nach und diskutiert die von ihr ausgehende wie die an ihr geübte Kritik.
Balzac-Lektüren
Studien zur Kultursoziologie
Klassifikation und Kampf
Zur Aktualität der Kultursoziologie Pierre Bourdieus
Transnationale Guerilla
Aktivismus, Kunst und die kommende Gemeinschaft
Die Gefahren beim Verfassen eines Essays wie diesem sind klar, die Mängel liegen auf der Hand: Für Kunsttheorie zu viel Politik, für sozialen Aktivismus zu viel Theorie, für politische Theorie zu viel Kunst. Dennoch scheint es mir lohnenswert darauf hinzuweisen, dass die von Agamben bzw. Lenin aufgeworfenen Fragen 'Was ist bloßes Leben?' und 'Was tun?' nicht nur zwei der drei Leitmotive einer der wichtigsten Ausstellungen zeitgenössischer Kunst, der documenta 12 sind, sondern auch im Bereich des politischen Aktivismus diskutiert werden. Die Transnationale Guerilla ist insofern ein Versuch, die von Bourdieu beschriebenen Feldgrenzen zwischen Kunst und Aktivismus zu überwinden: Die jeweiligen Eigenlogiken von Theorie- und Kunstproduktion sowie politischer Aktion weisen immer wieder Überlappungen und Verstrickungen auf. An diesen gilt es anzusetzen, und zwar nicht über identitäre Schließungen oder vorausgesetzte, kontextlose Gemeinschaften. Sondern als Transnationale Guerilla.