„Heute würde er es tun. Es konnte keinen Zweifel mehr daran geben. Und auch keinen mangelnden Mut. Und keine Ausreden mehr. An dem, was er nun vorhatte, arbeitete er seit Jahren. Zu tun, was er wollte, würde heute noch Gelegenheit sein. Und es war das Schwerste, was er sich je vorgenommen hatte: Der Journalist Genosse Wang würde eine Frage stellen.“ Genosse Wang ist Chinese - und Journalist. Eine unmögliche Kombination, wie dem fleißigen Schreiber des „Volksblattes“ eines Tages bewusst wird. Als wäre es nämlich nicht schon schwer genug, als chinesischer Journalist bei einer Pressekonferenz eine „richtige“ Frage stellen zu können, quälen den Genossen auch ständige Selbstzweifel, die er mit sich und vor sich herträgt. Zerrissen zwischen einem bösen Widersacher, dem Karrieristen Li, einem Chef mit Raubtieraugen und einer nach unschuldiger Seife riechenden Kollegin ist Genosse Wang der tragikomische Held in einem Leben voller Missverständnisse. „Genosse Wang fragt“ ist eine skurril-komische Geschichte vor dem Hintergrund der heutigen chinesischen Realität in ihrem Zwiespalt zwischen Modernität und einem althergebrachten Propaganda-Apparat. Und ganz nebenbei regt Cornelia Vosperniks erster Roman auch dazu an, über die politische Realität in China, das Handwerk des Journalismus und die Grenzen menschlicher Kommunikation nachzudenken.
Cornelia Vospernik Boeken



Im Oktober 2009 feiert China den 60. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik. China ist dieses Jahr Gastland auf der Frankfurter Buchmesse. Für mediale Aufmerksamkeit ist also gesorgt. In ihrem neuen Buch stellt die ORF-Star-Reporterin Menschen in den Mittelpunkt, die typisch sind für die chinesische Lebenswirklichkeit. Mit dem ihr eigenen hintergründigen Sprachwitz erzählt Cornelia Vospernik von DVD-Raubkopie-Händlern und spionierenden „Nachbarschaftskomitees“, von den rauen Sitten der Taxifahrer und den Trends der chinesischen Jugendkultur. Sie beschreibt aber auch das Leben jener, die mit dem chinesischen Regime nicht einverstanden sind: etwa die Aktivistin, die seit 20 Jahren eine Antwort darauf fordert, was mit ihrem Sohn im Juni 1989 auf dem Tiananmen-Platz passiert ist, oder den Vater, dessen Baby an gepanschter Milch gestorben ist.
Innenansichten aus China. Von ORF-Korrespondentin Cornelia Vospernik Reichtum und Armut, Hightech und Tradition, Wirtschaftsboom und politische Repressionen: In spannenden Reportagen erzählt Cornelia Vospernik vom Bauboom in den großen Städten, von bitterer Armut auf dem Land und von Kindern, die allein in der Provinz zurückgelassen werden, weil die Eltern Wanderarbeiter sind. Sie beschreibt das Frauenbild in China, wo das Konkubinentum wieder aufersteht, und schildert, wie Eltern in einem Park in Peking Ehepartner für ihre Kinder suchen, als wären sie auf einem Flohmarkt. Wie die neue chinesische Mittelklasse lebt und wovon sie träumt, wie schwierig es ist, Geld von einem Bankkonto abzuheben, oder wie die Medienzensur Internetseiten sperrt und chinesische Filmproduzenten einschränkt, sind weitere Themen. China live: Ein facettenreiches Bild eines Landes, das sich aufschwingt, eine Wirtschafts-Supermacht zu werden, gleichzeitig aber in vielen Bereichen noch in den alten kommunistischen Machtstrukturen verhaftet ist.