In Sodom
Avrom Sutzkever in Deutschland


Avrom Sutzkever in Deutschland
Seit fast 200 Jahren spiegelt der Friedhof Columbiadamm die Geschichte des soldatischen Sterbens für das Vaterland wider. 1813 wurden hier Lazarett-Tote der Befreiungskriege in einem Massengrab beigesetzt. Etwa 50 Jahre später entstand der Neue Garnisonsfriedhof, heute Friedhof Columbiadamm, zwischen Schießständen und Exerzierplatz. Seine Bedeutung liegt weniger in prominenten Beerdigungen als in der Vielzahl an Ehrenmalen, die sich im Laufe der Zeit hier versammelten. Diese erinnern an die Reichseinigungskriege von 1870/71 und den kolonialen Völkermord ('Herero'-Stein) sowie an die Denkmale der verschiedenen Regimenter und Garnisonen des Ersten Weltkriegs, die dem millionenfachen Sterben auf dem Schlachtfeld nachträglich einen 'Sinn' zu geben versuchten. Arndt Beck beschreibt den Friedhof als Matrix der deutschen Nationalgeschichte und lässt unterschiedliche Quellen zu Wort kommen, während er seine Rolle in der Moderation sieht. Die Darstellung wird ergänzt durch den 1938 eingerichteten Standortfriedhof Lilienthalstraße und das vergessene Kapitel der Berliner NSDAP vor 1933, den 'Friedhof der Bewegung'. Insgesamt bietet die Analyse einen Einblick in die Geschichte der Gedenkkultur um den Soldatentod, die – wie die Diskussion um das geplante Bundeswehrehrenmal zeigt – ebenso aktuell wie unverändert ist.