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Bookbot

Thomas Kunst

    9 juni 1965
    Nur noch den Abend erreichen
    WÜ
    Zandschower Klinken
    Freie Folge
    • Zuhause ist weit weg, für alle in dieser Einöde: für Ihde, die oft sinnlos attraktiv aussieht, und für die beiden Kinder, die ihre Freizeit allein mit den Hunden in den Wäldern verbringen. Ihr Vater ist nur an den Wochenenden bei ihnen, auf dem Anwesen mit Eigenjagd, bei der Familie mit dem schönen Dienstmädchen aus Rumänien, das sich über die vielen Kühltruhen wundert. Die Isolation dieses regellosen Idylls ist ein Treibhaus für Heimatsehnsucht und Überlegenheitsfantasien. Abgeschirmt von der Außenwelt wird die Lust an der Jagd für die Kinder bald zu einem vitalen Thema … Eine Telefonzelle am Waldrand, eine stillgelegte Zuckerfabrik, eine Geisterstadt und ein Apartment in Los Angeles – das sind die Anlaufpunkte für dieses weltumspannende Kammerspiel. In freier Folge führen uns die Sätze dieses Romans weit herum, nach Neufundland, Kambodscha, Grönland, von einem Jagdgebiet zum anderen, bis zum unübersichtlichen Gelände der Megastadt. Es sind Sätze, die vor Kraft und Magie strotzen, ohne sich aufzuplustern, die leuchten, ohne poliert zu sein. Die Geschichte, die sie enthalten, spielt überall, aber in ihrem wehrhaften poetischen Überlebensdrang kann sie nur so erzählt werden, wie allein Thomas Kunst das kann.

      Freie Folge
    • Bengt Claasen sitzt im Auto, sein ganzes Hab und Gut im Kofferraum. Vor sich, auf dem Armaturenbrett, liegt das Halsband seiner verstorbenen Hündin. Dort, wo es herunterfällt, will er anhalten und ein neues Leben beginnen. Er fährt so langsam und vorsichtig, wie es nur geht, und landet schließlich in Zandschow – einem Nest im äußersten Norden mit einem Feuerlöschteich im Zentrum. Schnell stellt er fest: Die Bewohner des Orts rund um »Getränke-Wolf« folgen einem strengen Wochenplan, donnerstags werden zum Beispiel zwanzig Plastikschwäne auf dem Teich ausgesetzt, und sie feiern an ihrer »Lagune« Festspiele unter künstlichen Palmen. Überhaupt: Mit den prekären Verhältnissen mitten in der Pampa finden sich die Menschen hier nicht mehr ab. Ihr Zandschow ist Sansibar, hier kann man arm sein, aber trotzdem paradiesisch leben, in viel Verrücktheit. Mit unbändiger Fantasie und viel Witz erzählt Thomas Kunst in Zandschower Klinken von einer solidarischen Gemeinschaft, die sich am eigenen Schopf aus der Misere zieht – trotzig und stur, frei und eigensinnig. Er entwirft eine Utopie in unserer globalisierten Gegenwart und findet für sie eine Sprache von bezwingender Musikalität.

      Zandschower Klinken
    • Gedichte

      Langgedichte, Kurzgedichte, Tanka und natürlich Sonette, diese Antriebsraketen für alle anderen Gedichtformen, umfasst Thomas Kunsts neuer Gedichtband. Und am Ende eines jeden Kapitels steht das Meistersonett, ein Brief an seine Katze WÜ. Voller Anmut und feinem Humor sind diese Verse, befremdend schön, und eine Art Schutzzauber gegen alles, was uns Angst macht, gegen eine gewaltbereite Welt. »WÜ ist mehr als nur eine Katze. WÜ ist Abholdienst von der Garage und abendliches Seelenheil. WÜ ist Bewegungsmelder und das erste Wesen, das mich morgens vor der Schlafzimmertür schon erwartet. WÜ ist eine Russisch-Blau. WÜ ist auch Wüste mit Wünschen. WÜ ist würdevolle Aufzählung: Eukalyptusbonbons auf der Autobahn.Die amerikanischen Fotos von Leuna im Vorbeifahren.Die Empfehlung der Bauern, sich vor dem ersten Frost einen Plattenspieler zu kaufen.Die Angst, durch hohes Gras zu gehen.Der Golf von Mexiko hinter Garagen.Vornamen im Schnee.«

      WÜ
    • Ich gehe zurück, zum Anfang / des Endes. Denn dass wir am Ende sind, dass unser Leben verbraucht ist und unsere Zeit vorbei, ist spätestens in fünf Milliarden Jahren, wenn Freaks, Gespenster und Indianer mit dem ganzen Schrott allein im Grill der Sonne verdampft sein werden, wie es in einem dieser Gedichte heißt, klar. Vielleicht haben wir einfach nicht das Richtige getan, und so bleibt uns nur noch abzuwarten und zu überleben. Inventur zu machen und unsere Welt zu verwalten, während wir nach einem anderen Sein suchen. Oder nach Gott, der sich uns, das wissen wir inzwischen, wieder nicht zeigen wird. Oder sich die Momente in Erinnerung zu rufen, die Momente zu feiern, die wenigen Momente, in denen / wir waren, ohne es zu wissen. Egal wie düster die Bilanz ausfällt, der Mensch und die Welt verlangen nach Verteidigung. Und nichts eignet sich dazu besser als Gedichte, als diese Gedichte, so umstandslos und klar.

      Nur noch den Abend erreichen