Tschernobyl - ursprünglich ein altertümliches Städtchen in der Ukraine, 100 Kilometer von Kiew entfernt - ist heute Synonym für die größte nukleare Katastrophe in der Geschichte der Menschheit. Das Unglück, das sich im April 2011 zum 25. Mal jährt, forderte hunderte von Menschenleben und zwang zehntausende Bewohner der umliegenden Städte und Dörfer ihre Heimat zu verlassen. Seit 2008 reiste der Fotograf Andrej Krementschouk immer wieder in die 30 Kilometer Sperrzone um den Reaktor. Zone Chernobyl I zeigt seine Beobachtungen aus dem ländlichen Lebensraum: „Die Zone hat etwas Märchenhaftes. Die Natur wuchert, die Tiere vermehren sich. Im Ort Tschernobyl, der nicht so schlimm verstrahlt ist wie Prypjat, wohnen wieder Menschen. Es sind Rückkehrer, die sich dort frei fühlen. Sie sind dort geboren, sie wollen nicht weg, es ist ihnen egal, ob sie deshalb früher sterben.“ Andrej Krementschouks (*1973 in Gorki) erstes Buch No Direction Home (2009) war Siegertitel des deutschen Fotobuchpreises 2010, sein zweites Buch Come Bury Me erschein 2010. Seine Bilder wurden u. a. in den Deichtorhallen Hamburg, im Martin-Gropius-Bau, Berlin, in der Galerie Clara M. Sels, Düsseldorf, im Kunstverein Recklinghausen und bei C/O Berlin ausgestellt.
Andrej Krementschouk Boeken





Come bury me
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Following the success of his prize-winning book No Direction Home (Kehrer, 2009), the recipient of the 2010 German Photo Book Award, Krementschouk tells the story of his homeland and the stark realities of homelessness. The setting is a dilapidated cottage in a small Russian town, where a group of people have made a home for themselves on the fringes of society. They invited Krementschouk into their world, where he captured a moving blend of despair and addiction coupled with warmth and affection, creating what is now a lasting document of a community lost.
No direction home
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In der prämierten Fotoarbeit 'No Direction Home' (Arbeitstitel: 'An deinem Haus') erkundet Andrej Krementschouk seine russische Heimat, die für ihn kein Zuhause mehr ist. Durch eindringliche Bilder thematisiert er Fragen von Erinnerung, Verlust, emotionaler Verwurzelung und kultureller Identität. Er schildert persönliche Erinnerungen: „Ich muss über diesen bescheidenen Ort, den keiner kennt, etwas erzählen, was mich betrifft… Mein Haus. Ich bin 5 Jahre alt. Mein Opa, meine Oma und ich gehen einen Waldweg zu unserem Dorf entlang. Es ist heiß. Auf einer Waldwiese am Fluss legt meine Oma eine Zeitung aus: gekochte Eier, Salz, leicht gesalzene Gurken und Libellen in der flirrenden Luft.“ Krementschouk, 1973 in Gorki geboren, studierte Fotografie zunächst bei Ute Mahler in Hamburg und später an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Er wurde 2007/8 mit dem Preis „gute aussichten – junge deutsche fotografie“ ausgezeichnet und hat in renommierten Institutionen wie den Deichtorhallen Hamburg, dem Martin-Gropius-Bau in Berlin, der Drostei in Pinneberg und dem Kalmar Art Museum in Schweden ausgestellt.
In einer winterlichen Stadtlandschaft lebt eine ungewöhnliche Gemeinschaft in einem alten Holzhaus: zwei Katzen, eine Hausratte, ein Hund, ein russischer Elitesoldat, der die Menschheit vor einem nuklearen Krieg rettete, eine dreifache Olympiasiegerin, eine Busfahrerin und weitere bemerkenswerte Mitbewohner. Der Autor begegnet zufällig dieser faszinierenden Hausgemeinschaft und wird Teil ihrer Welt, verbringt drei Tage und Nächte mit Tanzen und Feiern und lauscht ihren Geschichten. Ein Jahr später kehrt er an Silvester zurück, um erneut mit seinen Freunden zu feiern. Die Erzählung verbindet Realität und Traum der russischen Protagonisten, die von der Sehnsucht nach Erfolg und der Bedeutung ihrer Nation träumen. Sie reflektieren über vergangene militärische Größe und suchen Halt zwischen Mythos und Wahrheit. Der Text thematisiert die Fragmente und Sehnsüchte eines sowjetischen Traums, der nie zu enden scheint. Diese neue Publikation des Autors und Fotografen Andrej Krementschouk erscheint in einer limitierten Edition in deutscher Sprache und ist das Ergebnis seiner kreativen Auseinandersetzung mit der russischen Identität und den Erinnerungen an eine komplexe Vergangenheit. Andrej Krementschouk, 1973 in Gorky geboren und seit 2007 in Leipzig lebend, wurde für seine Werke mehrfach ausgezeichnet.
'Der Ort ist ein Symbol dafür, was wir Menschen uns antun können. Wie wir das zerstören, was wir selber aufgebaut haben. Das, was von der Stadt übrig ist, erinnert an unsere Sterblichkeit. Tschernobyl ist der Name, der für die Katastrophe steht. Aber Prypjat ist der Ort, der kaum zu ertragen ist.' Andrej Krementschouk Der in Russland geborene Fotograf Andrej Krementschouk reiste seit 2008 immer wieder in die 30-Kilometer-Sperrzone um den Reaktor. Während 'Zone Chernobyl (I)' seine Beobachtungen des ländlichen Lebens in der 30-Kilometer-Sperrzone um den Reaktor zeigt, präsentiert er im zweiten Band Fotografien aus der verlassenen städtischen Zone. Seine Bilder aus Prypjat, das am 27. April 1986 evakuiert worden war, zeigen eine Geisterstadt, in der sich die Natur den städtischen Raum zurückerobert und wo Spuren menschlichen Lebens immer mehr verblassen. Pressezitat aus der Zeitschrift Monopol 'Es sind Bilder, die Schönheit neben dem Grauen zeigen, voller Hoffnung an einem hoffnungslosen Ort. Es sind Bilder, auf die man nach dem Unglück in Fukushima noch einmal neu blicken muss. [.] Andrej Krementschouk ist mit seiner Kamera ganz nah an Tschernobyl herangerückt. Schmerzlich nah.'