Erwin Piscators 'Rauber'-Inszenierung von 1926 hat fur die Theatergeschichte des 20. Jahrhunderts paradigmatische Bedeutung. Grund dafur sind Piscators kuhne Vergegenwartigungsstrategien auf thematisch-inhaltlicher und auf theaterasthetischer Ebene, durch die die Auffuhrung zu einem kontrovers diskutierten Ereignis geriet. Zentrum der durch Piscators 'Rauber' entfachten Diskussion war die Frage, wie 'werktreu' man die Klassiker im Allgemeinen und Schillers Dramen im Besonderen auf die Buhne bringen konne und solle - eine Debatte, die bis heute anhalt. Das Regiebuch zu Piscators massstabsetzenden 'Raubern', das bislang nur selten in den Blick der literatur- und theaterwissenschaftlichen Forschung geruckt ist, liegt im Archiv der Akademie der Kunste in Berlin. Es wird hier erstmals publiziert - gemeinsam mit ausgewahlten Theaterkritiken, Szenenfotos und Buhnenbildentwurfen zur Inszenierung sowie mit einem ausfuhrlichen Nachwort.
Nina Birkner Boeken


Herr und Knecht in der literarischen Diskussion seit der Aufklärung
Figurationen interdependenter Herrschaft
Die literarische Darstellung von Herr-Knecht-Beziehungen gewinnt im Verlauf des 18. Jahrhunderts an Brisanz, weil das Gottesgnadentum als Begründung für monarchische Herrschaftsansprüche nicht mehr anerkannt wird. In Folge dessen werden Herr- und Knechtschaftsverhältnisse – auch in der Literatur – neu gedacht. Dennoch liegt bis dato keine gattungs- und epochenübergreifende literaturwissenschaftliche Studie zum Thema vor. Die vorliegende Arbeit sucht diese Lücke zu schließen. Aus ideengeschichtlicher Perspektive werden exemplarische literarische Texte u. a. von Beaumarchais, Brecht, Diderot, Grillparzer, Hofmannsthal, Horváth, Strindberg, Tolstoi und R. Walser analysiert und vor dem Hintergrund paradigmatischer, epochen- und gattungsübergreifender Modelle interdependenter Herrschaft in der Literatur vorgestellt. Auf diese Weise wird deutlich, wie die Literatur vom 18. bis ins 20. Jahrhundert an den herrschaftstheoretischen Debatten ihrer Zeit partizipiert.