Bündnisse für Arbeit sind Ausdruck eines sich wandelnden Korporatismus. In diesem Buch werden die deutschen Erfahrungen mit denjenigen in anderen europäischen Ländern im Hinblick auf wohlfahrtsstaatliche Reformprozesse und verhandlungsdemokratische Politikprozesse verglichen.
Kontinuität und Wandel der nordischen Beschäftigungspolitik im internationalen Vergleich
Arbeitslosigkeit stellt eines der drängendsten Probleme in marktwirtschaftlich orientierten Demokratien am Ende des 20. Jahrhunderts dar. Nur wenigen Ländern gelang es in den letzten Jahren, die Arbeitslosigkeit zu senken, während viele andere, darunter bis 1994 die skandinavischen Staaten, mit steigenden Arbeitslosenraten konfrontiert waren. Diese Länder wurden in den 1980er Jahren als Vorbilder für einen sozialdemokratischen Weg zur Vollbeschäftigung gefeiert. Die Gründe für das abrupte Ende dieser Erfolgsgeschichte in den frühen 1990er Jahren sind zentraler Bestandteil der Untersuchung. Der Fokus liegt auf den nordischen Ländern, doch durch die komparatistische Herangehensweise wird deutlich, dass die Ursachen für sinkende Beschäftigung und steigende Arbeitslosigkeit in Skandinavien auch die Entwicklungen in anderen OECD-Staaten erklären helfen. Diese Arbeit ist eine geringfügig überarbeitete Fassung meiner Dissertation, die im Sommersemester 1997 von der Philosophisch-Historischen Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg angenommen wurde. Während des Entstehungsprozesses erhielt ich wertvolle Unterstützung und kritisches Feedback, wofür ich an dieser Stelle meinen Dank aussprechen möchte, ohne die Verantwortung für verbleibende Fehler von mir zu weisen. Besonders erwähnen möchte ich meine beiden Doktorväter, insbesondere Prof. Dr. Manfred G. Schmidt, der den Prozess aufmerksam und kritisch begleitet hat.
Die skandinavischen Länder werden seit langem als politische und gesellschaftliche Modelle wahrgenommen. Viele Beobachter in Kontinentaleuropa bewundern die konsensualen Demokratien des Nordens, die starken sozialdemokratischen Parteien und Gewerkschaften, die umfassenden und solidarischen Wohlfahrtsstaaten, die PISA-gepriesene Bildungspolitik sowie eine Außenpolitik, die auf Frieden und Entwicklung ausgerichtet ist. In diesem Buch werden die dänischen, finnischen, isländischen, norwegischen und schwedischen Demokratien, ihre kulturellen, gesellschaftlichen, ökonomischen sowie politischen Eigenheiten aus einer international vergleichenden Perspektive vorgestellt und systematisch analysiert. Neben einem historischen und kulturellen Überblick über den Norden enthält das Buch Darstellungen über die demokratischen Institutionen und Funktionsweisen sowie die zentralen politischen Akteure. Die Sozial- und Bildungspolitik bilden ebenso einen Schwerpunkt der Analyse von Politikergebnissen wie die Darstellung der Wirtschaftspolitik, der Steuer- und Beschäftigungspolitik sowie der Außen- und Europapolitik. Letztlich soll die Frage erläutert werden, welche Leistungskraft und welche Schwachstellen die politischen Systeme Skandinaviens aufweisen – und was das Ausland im Zeitalter der Globalisierung und zunehmenden europäischen Integration von diesen nordischen „Wunderländern“ lernen könnte.
Dieses Buch enthält eine aus international vergleichender Perspektive verfasste, systematische Analyse der wohlfahrtsstaatlichen Reformpolitik in der Bundesrepublik Deutschland. Im Kern der Studie erfolgt eine kausale Rekonstruktion der deutschen Reformpolitik in den Politikfeldern Beschäftigungs- und Arbeitsmarktpolitik, Rentenpolitik sowie Gesundheitspolitik. Ergänzt werden diese Studien durch Analysen der Reformpolitik im Zuge der deutschen Einheit sowie zur Reformpolitik der Großen Koalition.