Leben und Werk der aus Zaragoza stammenden Amparo Poch y Gascón (1902-1968) sind ein eindrückliches Beispiel dafür, wie spannungsreich das Verhältnis zwischen Männern und Frauen in der anarchistischen Bewegung Spaniens war. Pro-feministische und anti-feministische Strömungen standen sich im 19. Jahrhundert und noch bis in die Dreißigerjahre unvermittelt und konfliktgeladen gegenüber. Amparo Poch war eine der drei Gründerinnen der anarchistischen Frauenorganisation „Mujeres Libres“ während der spanischen Revolution und mitprägend für deren Politik. Sie kämpfte für die freie Liebe und gleichen Zugang für Frauen zum Arbeitsprozess. Als Ärztin leitete sie ein Feldlazarett vor Madrid, weigerte sich aber gleichzeitig, Gewalt in einer extrem gewalttätigen Situation zu legitimieren. Als Mitarbeiterin von Federica Montseny im Gesundheitsministerium organisierte sie die massenhafte Evakuierung von Kindern ins Ausland. Die anarchistische Literatur vollzog in der spanischen Revolution einen „nationalistischen Schwenk“, den Amparo Poch nicht mitmachte. Sie schrieb weiterhin in ihrem herrschafts- und patriarchatskritischen sowie lebensbejahenden Stil. Davon zeugen ihre ironisch-satirischen Erzählungen, die unter dem Titel „Sanatorium des Optimismus“ in der anarchafeministischen Zeitschrift „Mujeres Libres“ erschienen und im Anhang dieser Biographie erstmals in deutscher Übersetzung vorliegen.
Martin Baxmeyer Boeken



Das ewige Spanien der Anarchie
Die anarchistische Literatur des Bürgerkriegs (1936-1939) und ihr Spanienbild
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Der Spanische Bürgerkrieg (1936-1939) war nicht nur eine Zeit blutiger Auseinandersetzungen. Er war auch die Zeit einer bemerkenswerten nichtprofessionellen literarischen Produktivität. Vor allem die Anarchisten sahen mit der Sozialen Revolution die Möglichkeit gekommen, ihre lang gehegte Utopie einer freien kollektiven litera-rischen Praxis Wirklichkeit werden zu lassen. Die neuen Zeiten würden auch eine neue Literatur haben. Martin Baxmeyer stellt die noch weitgehend unbekannte anarchistische Literatur des Bürgerkriegs in ihrem historischen und kulturgeschichtlichen Kontext vor und erörtert anhand einer Analyse ihres Spanienbilds, warum sie keineswegs die Geburtsstunde einer neuen revolutionären Literatur markierte. Seine Ergebnisse korrigieren Grundannahmen der internationalen Anarchismusforschung auf entscheidende Weise.
El sabio y el ocio
Zu Gelehrsamkeit und Muße in der spanischenLiteratur und Kultur des Siglo de Oro Festschrift für Christoph StroSetzki
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In dem vorliegenden Band nehmen international renommierte Hispanisten – Freunde, Kollegen und ehemalige Schüler des Jubilars – ein für das Siglo de Oro zentrales Thema in den Blick: das bislang wenig erforschte Gebiet der Ideengeschichte der spanischen Literatur und Kultur des Goldenen Zeitalters. Weisheit und Wissen, studia humanitatis und dignitas hominis, armas y letras, sapientia und prudentia, vita activa vs. vita contemplativa, ocio vs. ociosidad, Verstand vs. Torheit, Zeitvertreib, Spiel und Rekreation sind nur einige wenige Begriffe, die andeuten, in welche Richtungen die Beiträge weisen. Neben der Behandlung der Frage nach den mit Weisheit und Muße korrelierenden Lebensmodellen und ihrer literarischen Gestaltung in Traktaten, narrativen und lyrischen Texten sowie ihrer Inszenierung auf der Bühne gewähren die Artikel Einblick in das Selbstverständnis einer Epoche.