Für Lessing war Bildlichkeit ein Phänomen der Raum gestaltenden Künste, während er Sprache und Musik ganz auf Zeitlichkeit ausgerichtet sah. Doch ist Zeit wirklich das Andere des Bildes oder vermitteln sich nicht Bild und Zeit wechselseitig in der visuellen Erfahrung? Konkurrieren Bilder mit der Ewigkeit, weil in ihnen alle Zeit stillzustehen scheint, oder manifestieren sie eine eigene Zeitlichkeit, weil sich in ihnen immer wieder Brüche zwischen Abwesendem und Anwesendem zeigen? Dieser Band versammelt Studien zur Sichtbarkeit der Zeit im Bild, zum Verhältnis von Imagination und Erinnerung bei Augustinus, zur Zeitlosigkeit des Bildes bei Sartre, zum Verhältnis von Bildlichkeit und Zeiterfahrung in Formen religiöser Repräsentation, zur Theologie des Bildes sowie zur Visualisierung der Gebärdensprache und zur Zeiterfahrung in der Fotografie.
Beiträge zur phänomenologischen Anthropologie Hans Blumenbergs
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Das Selbstverständnis des Menschen als animal rationale ist nicht mehr selbstverständlich. Krisen des Rationalitätsbegriffs, evolutionstheoretische Einsichten in die Kontingenz menschlichen Lebens und ein allmähliches Verblassen normativer Menschenbilder überführen die Frage: „Was ist der Mensch?“ in die beiden anderen: „Was war der Mensch?“ und „Was wird er gewesen sein?“Hans Blumenbergs phänomenologische Anthropologie leistet solche Erinnerungsarbeit im Horizont noch unabgegoltener Möglichkeiten. Sie setzt sich dem Anspruch aus, „die Ubiquität des Menschlichen präsent zu halten“ und „Menschliches nicht verloren zu geben“. Vor allem der Nachlass Blumenbergs zeigt, dass seine Studien zu philosophischen Metaphern und Gleichnissen, zur Phänomenologie der Geschichte sowie zur Neuzeittheorie Potentiale freilegen, die der Erinnerung ans Humane innovative Kraft verleihen. Der Sammelband enthält ausgewählte philosophische und theologische Beiträge. Mit Beiträgen von: Elizabeth Brient, Jürgen Goldstein, Pini Ifergan, Roland Kany, Ralf Konersmann, Barbara Merker, Michael Moxter, Thomas Meyer, Jean-Claude Monod, Michael Moxter, Oliver Müller, Heinrich Niehues-Pröbsting, Ulrik Houlind Rasmussen, Birgit Recki, Robert Savage, Philipp Stoellger, Franz Josef Wetz, Rüdiger Zill
»Reformation« ist ein Schlüsselwort, das epochale Veränderungen in Kirche und Theologie, im sozialen und politischen Leben bezeichnet, und zwar mit Ausstrahlung auf die gesamte europäische Geschichte. Als Metapher suggeriert es jedoch die Wiederherstellung einer ursprünglichen, dem Christentum von seinen Anfängen her mitgegebenen Form, wodurch die unvorhersehbaren Neuerungen und Veränderungen eher verdeckt werden. Schon die Reformation war vor allem Transformation. Reformatorisch ist die Theologie in der Folge darum auch nicht, wenn sie sich an die historische Gestalt der Theologie der Reformatoren bindet, sondern wenn sie den reformatorischen Impuls aufnimmt und in zeitgenössischer Verantwortung fortsetzt. Umso deutlicher die historischen Konstellationen des frühen 16. Jahrhunderts vor Augen stehen, desto unabweisbarer wird die systematisch-theologische Frage nach den Transformationsgestalten protestantischer Theologie. Der Band versammelt Beiträge zweier Tagungen der Fachgruppe Systematische Theologie mit den Schwerpunkten Dogmatik und Ethik, u. a. von Michael Beintker, Philipp David, Rebekka Klein, Dietrich Korsch, Malte Dominik Krüger, Gesche Linde, André Munzinger, Cornelia Richter, Karl-Siegbert Rehberg, Christoph Seibert, Walter Sparn, Knut Wenzel. [Constellations and Transformations. Reformation Theology Revisited] »Reformation« is a key word that describes fundamental changes in church and theology, in social and political life with striking consequences for the entire European history. However, this term entails the suggestion, that a primary and original form of Christian belief is restored while in fact something new and unpredictable was initiated, a series of ongoing transformations. Rethinking theology in the wake of the Reformation therefore starts by reassuming its initial impulses, not by restricting itself to its historical forms. One might even say: The more the constellations of the formative years of protestant theology are historically reconsidered, the stronger the urge is felt to reshape contemporary religious life and Christian faith.
Wer von Freundschaft und Liebe spricht, muss sich auch von Feindschaft einen Begriff machen. Das gilt bereits, wenn von 'Feindesliebe' die Rede ist oder davon, dass 'Gott uns versöhnt hat, als wir noch Feinde waren' – und natürlich erst recht, wenn die Bibel von Feinden ganz unversöhnlich spricht. Im Spannungsfeld von Theologie und Phänomenologie, von Philosophie und Politik tritt die Figur des Feindes in vielen Debatten immer wieder auf. Gefragt wird, wie der Andere vom Konkurrenten zum Feind wird, welche Rolle Feindbilder im Aufbau eigener Identität spielen und welche Funktion die Imagination dabei spielt. Carl Schmitts Behauptung, die spezifische Unterscheidung der politischen Sphäre sei die zwischen Freund und Feind, Derridas Analyse der Rede von den Schurkenstaaten oder Nietzsches Lob der Feindschaft fordern dazu heraus, nach dem anthropologischen Sinn der Feind-Seligkeit zu fragen. Mit Beiträgen von Friedhelm Hartenstein (München), Stefan Alkier (Frankfurt am Main), Joachim von Soosten (Heidelberg), Thomas M. Schmidt (Frankfurt am Main), Markus Firchow (Hamburg) und Heinrich Niehues-Pröbsting (Erfurt). [Enmity Theological and philosophica perspectives] Whoever talks about friendship and love must also have a notion of enmity. This is true already when there is talk of “love of the enemy” or “while we were enemies we were reconciled to God” and even more so when the Bible speaks of irreconcilable enmity. In the discussions between theology and phenomenology, philosophy and politics the figure of the enemy is a recurrent theme. How does it happen that the other changes from rival to enemy? What place has the concept of the enemy in building up a separate identity and what is the role of imagination in that process? The concept of Carl Schmitt of the specific distinction in the political sphere between friend and enemy, the analysis of Derrida of the term “rogue states”, and the praise of enmity by Nietzsche are challenges for analyzing the meaning of hostility in an anthropological perspective.
Im gegenwärtigen Protestantismus wird Kultur wieder zu einem zentralen Thema. Am Ende dieses Jahrhunderts melden sich damit Problemstellungen zurück, die in der radikalen Abkehr der dialektischen Theologie vom sogenannten Kulturprotestantismus, aber auch im Horizont einer kritischen Gesellschaftstheorie als erledigt galten. Die systematische Theologie leistet zu dieser neuen Diskussionslage ihren Beitrag, indem sie die paradigmatischen Entwürfe der Kulturtheologie im 20. Jahrhundert kritisch rekonstruiert. Michael Moxter zeigt gemeinsame Mängel der verschiedenen Positionen, die um das Recht einer Theologie der Kultur streiten. Paul Tillichs Symboltheorie bleibt mit einer realistischen Ontologie verflochten. Karl Barth interpretiert Kultur einseitig unter dem Gesichtspunkt einer dem Menschen gestellten Aufgabe. Beide versäumen die Entfaltung einer phänomenologischen und semiotischen Kulturtheorie, wie sie in Ernst Cassirers Philosophie der symbolischen Formen Kontur gewinnt. Michael Moxter korrigiert die Alternative 'Barth oder Tillich?' zugunsten eines 'Weder Barth noch Tillich!'. Dadurch erhält das Phänomen der Lebenswelt in ihrer Ambivalenz von vertrauter Nähe und irritierender Fremdheit einen zentralen systematisch-theologischen Stellenwert. Die Kulturbedeutung des Protestantismus entscheidet sich an seiner Kompetenz, die Lebenswelt als Zeichenwelt deuten.