The book explores the intersection of visual representation and scientific reasoning, focusing on the impact of digital imagery in fields like fractal geometry and chaos theory. It delves into the work of Benoît Mandelbrot, examining how the material aspects of scientific images shape abstract concepts. Utilizing unpublished materials from Mandelbrot's office, the text reveals new insights into the relationship between the material world and mathematical ideas, enriched by historical contributions from Adrien Douady and Otto Rössler.
»Natürlichkeit« ist seit dem späten 18. Jahrhundert eine der zentralen Kategorien, mit denen Menschen ihre Erfahrungswelt beurteilen. Zugleich wird sie zur ästhetischen Norm. Auch von Kunstwerken wird nun gefordert, natürlich zu sein. Aber was bedeutet das überhaupt? Jan von Brevern untersucht in seinem Buch die Genese einer bis heute anhaltenden Sehnsucht: Sich natürlich zu ernähren, natürlich zu leben, natürlich auszusehen – all das sind wirkmächtige Ideale unserer Zeit. Weder über natürliche Limonade noch über natürliche Kosmetik wundern wir uns. Dass auch Kunstwerke natürlich sein können, erscheint uns hingegen seltsam. Genau das aber behauptet Johann Georg Sulzer 1771 in seiner einflussreichen Allgemeinen Theorie der Schönen Künste: »Das Natürliche ist eine der vorzüglichsten Eigenschaften der Werke der Kunst.« Was war damit gemeint? Welche Ansprüche werden hier von der Theorie an die Kunst gestellt, und welche Möglichkeiten hat diese, darauf zu reagieren? Das Buch schildert, wie mit dem Aufstieg der philosophischen Ästhetik im 18. Jahrhundert auch Natürlichkeit ästhetisiert wird. Es beleuchtet das spannungsreiche Verhältnis von Natur, Kunst und Technik, fragt nach den Stilmitteln des Natürlichen und danach, was Spazierengehen mit Natürlichkeit zu tun hat. Es zeigt sich: Natürlichkeit ist ein Produkt des Entzugs von Natur. Sie wird zur Aufgabe, wo Natur als entfernt oder verloren wahrgenommen wird. Wie die Kunst mit dieser Aufgabe umgegangen ist, welche gesellschaftlichen Funktionen ihr damit zugemutet wurden und wie das Kunstwerk schließlich zum Paradigma des Natürlichen werden konnte - davon handelt Das natürliche Kunstwerk.
Wer zeichne, so Eugène Viollet-le-Duc, der lerne zu sehen - »und Sehen ist Wissen«. Für die Geologie, die sich um 1850 in einer Theoriekrise befindet, leitet sich daraus ein Versprechen ab: Die Produktion neuer Bilder würde helfen, endlich die großen erdgeschichtlichen Fragen zu lösen. Der Zeichnung kommt hierbei eine wichtige Funktion zu. Doch die größten Hoffnungen konzentrieren sich auf ein junges Medium, dessen Potentiale noch kaum abschätzbar erscheinen – die Fotografie. In sechs Kapiteln fächert Jan von Brevern die historischen, technischen und ästhetischen Bedingungen geologischer Bilder im 19. Jahrhundert auf. Im Zentrum stehen dabei die »Bildexperten« John Ruskin, Eugène Viollet-le-Duc und Aimé Civiale. Auf ihren Skizzen und Fotografien, so die Überzeugung, wurde etwas sichtbar, das dem bloßen Auge verborgen blieb. Was man Bildern alles zutraute, aber auch, wie mit ihnen gearbeitet werden musste, damit sich die Erwartungen erfüllten: davon handelt »Blicke von Nirgendwo«.