Dschungel-Tagebuch von Amgaon
Private Korrespondenz von Marlies Gründler






Private Korrespondenz von Marlies Gründler
Der Beitrag versucht, die religionspolitische Ideologie und Botschaft von Usama Bin Ladin am Beispiel des untersuchten Interviews mit Taysir Allouni vom 21. Oktober 2001 zu analysieren und darzustellen. Das Interview war zunächst eine journalistische Auftragsarbeit, wurde aber nicht ausgestrahlt, mit der Begründung, es habe keine große Nachrichteninformationsrelevanz. Die Bedeutung des untersuchten Gesprächs zwischen Bin Ladin und Taysir Allouni scheint in der manipulativen Machart zu liegen, welche die ideologische Botschaft in verschiedenen Schichten und Facetten wie eine Art Collage transportiert. Ähnlich wie bei einer solchen, werden die Einzelteile herausgearbeitet und untersucht, um den Ideologie-Transport exemplarisch aufzuzeigen. Es ist lediglich als ein Beispiel für religionspolitische Propaganda zu verstehen, die durch moderne Medientechnik wesentlich effizienter und massenwirksamer gestalt- und einsetzbar ist, als vormoderne Möglichkeiten dies erlaubten.
Die Aufsatzsammlung umfasst insgesamt vierzehn Beiträge aus einer Zeitspanne von Anfang der neunziger Jahre bis zur Gegenwart, die, bis auf zwei Ausnahmen, in verschiedenen wissenschaftlichen und publikumsnahen Fachzeitschriften erschienen sind. Sie beginnt mit der überarbeiteten Fassung des Kommentars zum „Heiligen Krieg“, gefolgt von verschiedenen Beiträgen mit religionssoziologischer und politikwissenschaftlicher Orientierung über einen medizin-anthropologischen Aufsatz zum unerschöpflichen Thema „weibliche Beschneidung“, einem bisher unveröffentlichten Aufsatz in deutscher und einem ebensolchen in englischer Sprache zur Bewegungsbandbreite junger muslimischer Frauen in Deutschland. Die Themen berühren historisch-anthropologische Aspekte des Krieges im Islam, religiösen Fundamentalismus, Medizinanthropologie, interkulturelle Pädagogik, Religions- und Ethik-Unterricht, Religions-, Kunst- und Meinungsfreiheit, Umgang mit Humor und Werten, Gender Studies. Sie sind in ihrer Ausrichtung, Interdisziplinarität und Verständlichkeit sowohl an Fachleute als auch an ein breites Publikum gerichtet und beanspruchen Komplexität und Verständlichkeit gleichermaßen.
Einblicke in die Lebenswelten jugendlicher Migranten in der Berufsvorbereitung. Ein Erfahrungsbericht aus dem Unterrichtsalltag
Sozialarbeit gehört zur vielleicht wichtigsten, aber immer noch zu schlecht bewerteten Arbeit unserer Gesellschaft. Dasselbe gilt für Lehrtätigkeit, besonders in Bereichen mit sogenannter „schwieriger Klientel“. Die vorliegende kleine Studie bietet einen Einblick in den anstrengenden Alltag einer praktischen Kombination aus Beidem in einer Einrichtung, die sich der Sozial- und Resozialisierungsarbeit verschrieben hat. Sie beruht auf 19 Monaten Tätigkeit als Lehrkraft in einer von der Agentur für Arbeit finanzierten Maßnahme für Jugendliche vor und nach dem Hauptschul-, teilweise Realschulabschluss, die mit Hilfe von Praktika, Werkstatterfahrung, Unterricht und Lehrstellenvermittlung in den Berufsalltag eingegliedert werden sollen. Die Sprache ist bewusst ungeschönt gehalten, so, wie sie tatsächlich erlebt wurde.
Die vorliegende Studie behandelt die Auseinandersetzung mit Fragen der Integration von Muslimen in der BRD am Beispiel von islamischen Organisationen im Großraum Stuttgart aus der Sicht und Situation des Ausländerbeauftragten. Sie umfasst im wesentlichen den Zeitraum von 1993-2000, berücksichtigt jedoch auch den aktuell unter großem öffentlichen Interesse geführten „Kopftuch-Streit“. In bewusst feuilletonistischem Stil geschrieben wendet sie sich in allgemein verständlicher Form und äußerst praxisbezogen an ein breites Publikum und insbesondere Menschen, die von Berufs wegen mit dem gesamten Komplex von Integrationsfragen konfrontiert werden. Die Autorin hat als Islam- und Religionswissenschaftlerin insofern einen innovativen Ansatz, als sie interdisziplinär und kulturwissenschaftlich arbeitet und die Fragen der Ideologiekritik von der Alltagspraxis her thematisiert, nicht aus der Sicht des Elfenbeinturms politischer Analysen oder der internationalen Diplomatie. So geht es beispielsweise um Auswirkungen problematischer religiöser Lebensorientierung von Muslimen im deutschen Arbeits- und Schulalltag, wo staatliche Neutralitätsansprüche und Vorschriften einer säkularen zivilen Rechtsordnung in Konflikt mit der gelebten Religionsfreiheit von religiösen und traditionalistischen Muslimen gerät. Zugleich geht es aber auch um die äußerst materialistische Aneignung von Kulturtechniken wie Fernsehen und die Übernahme von „westlichen“ Produkten wie McDonalds und Coca-Cola, die, in islamisierter Form, ein Beispiel für kulturelle Abgrenzung und Aneignung in der islamischen Welt darstellen, die nicht nur ihre kulturellen Minderwertigkeitsgefühle kompensieren muss, sondern auch ihre wirtschaftliche Unterlegenheit. Dass dies letztendlich nur in der Übernahme westlicher Techniken und der Angleichung an ein westlich definiertes Wertesystem möglich ist und – wenn auch nicht immer bewusst und konsequent – auf diese Weise vermutlich unausweichlich geschieht, ist das provozierende Fazit dieser Untersuchung.