Das Hinterspritzen von Dekormaterialien mit thermoplastischen Trägermaterialien hat seit den 1990er Jahren an Bedeutung gewonnen. Zunächst wurden vor allem textile Dekormaterialien verwendet, die sich aufgrund ihrer kaschierenden Wirkung teilweise ohne Nachdruckphase verarbeiten ließen. Diese Technik reduzierte Orientierungen und Eigenspannungen im Bauteil, was übermäßig starken Verzug durch asymmetrische Abkühlung verhinderte. Zudem konnten spritzgießtechnische Mängel wie matte Stellen und Bindenähte kaschiert werden, die beim Lackieren problematisch waren. Das Dekormaterial erfüllt die Oberflächenanforderungen, während der Träger mechanische Belastungen aufnimmt und Montageelemente bereitstellt. Dies ermöglicht Designern, Oberfläche und Funktion getrennt zu betrachten. Frühzeitig wurde jedoch erkannt, dass es eine Wechselwirkung zwischen der Optik und Haptik des Dekormaterials und der Prozessführung gibt. Hohe Schmelzetemperaturen und Werkzeuginnendrücke können die Dekorrückseite schädigen, weshalb nach Verfahren gesucht wurde, die den Werkzeuginnendruck und die Schmelzetemperatur senken. Eine verbreitete Methode ist das Hinterprägen, das bei großflächigen dekorierten Formteilen eingesetzt wird und eine geringe lokale Schädigung des Dekors ermöglicht, jedoch enge Grenzen bei der Formteilgestaltung setzt.
Erik Koning Boeken
