Die Rede von 'Distanz' zirkuliert zwischen den Disziplinen und ist insbesondere im geisteswissenschaftlichen Kontext häufig wenig konturiert. Dabei wurde die 'Distanz' begriffsgeschichtlich aus ihrer ursprünglich geometrischen Bedeutung gerade deshalb in andere Zusammenhänge übernommen, weil ihre räumliche Metaphorik besondere bildliche Klarheit und Eindeutigkeit versprach. Der Sammelband enthält 15 Aufsätze, die 2012 im Rahmen einer an der Universität Erfurt veranstalteten Konferenz entstanden sind. Aus einer dezidiert literaturwissenschaftlichen Perspektive untersuchen die Beiträge Schreibweisen der Distanz und der Distanzierung, räumliche und metaphorische Entfernungen auf der motivischen Ebene, aber auch Poetiken der Distanz sowie die Zusammenhänge zwischen 'Distanz' und Subjektivität. Zum Ausgangspunkt der Auseinandersetzung wählt der Band die tschechische Literatur bzw. in die Literatur hineinreichende tschechische Diskurse, die das Vorhandensein oder die Abwesenheit von 'Distanz' in nationalgeschichtlichem und -kulturellem Kontext zum Thema machen, blickt aber auch auf benachbarte slawisch- und deutschsprachige Literaturen.
Nora Schmidt Boeken



Josef - Wandlung der Bilder. Bilder der Wandlung
Tiefenpsychologische Näherungen an die Josefsgeschichte der Bibel und des Koran
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"Die Josefsgeschichte gehört zu den bekanntesten Erzählungen der hebräischen Bibel. Bereits in der Antike und Spätantike wurde sie von zahlreichen Kommentatoren nicht nur ausgelegt, sondern auch fortgeschrieben und erzählerisch ergänzt. Hierzu gehört auch die Josefsgeschichte des Koran. In dem vorliegenden Buch wird die Geschichte Josefs in ihren Entwicklungsstadien nachvollzogen und erstmals tiefenpsychologisch gedeutet. Mithilfe der hermeneutischen Prinzipien der Tiefenpsychologie zeigt sich die Josefsgeschichte als der Individuationsprozess eines traumatisierten Kindes, das nach Phasen der Einsamkeit und Demütigung in der Fremde zu sich selbst findet und schliesslich rettend auf die Ursprungsfamilie zugehen kann. Die Bilder der Wandlung, die sich mit der Figur Josefs auch für heutige Leser verbinden, geht auch eine Wandlung der Bilder einher: So werden die verschiedenen Akzente und psychologischen Dynamiken der Josefsgeschichte in ihren jüdischen, christlichen und islamischen Varianten beschrieben." --Provided by publisher
Flanerie in der tschechischen Literatur
- 492bladzijden
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Diese Monografie geht sowohl einer Arbeit an literarischen Texten wie auch einer Arbeit am literaturwissenschaftlichen Konzept ‚Flaneur/Flanerie‘ nach und ist damit keinesfalls als Anwendung nicht-tschechischer Konzeptionen auf die tschechische Literatur zu verstehen. Der Flaneur und/oder Flanerie werden als kulturelles Phänomen beschrieben, dass sich seit dem 19. Jahrhundert in Übersetzungs- und Umbenennungsprozessen herausgebildet hat und für das Grenzen zwischen Kulturen und Literaturen längst irrelevant geworden sind. Am Beispiel der tschechischen Literatur wird gezeigt, dass der Flaneur kein französisches oder deutsches, sondern selbstverständlich ein literarisches Phänomen und prinzipiell in allen Literaturen anzutreffen ist. Die Konfrontation der Forschungsliteratur zum Flaneur mit der tschechischen literarischen Flanerie wird für eine Neubestimmung der literarischen Flanerie im Allgemeinen fruchtbar gemacht, während die zahlreichen Einzelanalysen mit Beispielen aus Fotografie und Film ein facettenreiches Repertoire von vor allem Prager Flanerien vorstellen. Bis in die neueste tschechische Literatur von Michal Ajvaz, Miloš Urban und Jaroslav Rudiš sind zahlreiche Verknüpfungen zu verfolgen, mittels derer sich für die tschechische Literatur eine eigene Variante des Flanerie-Konzepts entwickelt.