Die vorliegende Arbeit leistet einen Beitrag zur kulturwissenschaftlich orientierten Übersetzungswissenschaft, die sich mit kulturspezifischen Herausforderungen beim Übersetzen beschäftigt. Im Fokus stehen Phraseologismen, deren kulturelle Informationen mithilfe der Kulturtheorie von Johannes Heinrichs (1998) untersucht werden. Die Heinrichs-Methode wird entwickelt, um die in Phraseologismen enthaltenen Kulturinformationen zu kategorisieren und deren Funktionen in der Belletristik zu analysieren. Als Korpora dienen die chinesische Novelle Meishijia (Der Gourmet) und deren zwei deutsche Übersetzungen von Ulrich Kautz (1993) und Stefan Hase-Bergen (1992). Die empirische Analyse identifiziert insgesamt 12 Übersetzungslösungen für Phraseologismen, wobei untersucht wird, ob die kulturellen Informationen und deren Funktionen im Zieltext erhalten bleiben. Auf Basis dieser Untersuchung werden alternative Übersetzungslösungen für unterschiedliche Phraseologismen im literarischen Kontext vorgeschlagen und begründet. Insgesamt wird das Verstehen und Übertragen der chinesischen Phraseologismen in literarischen Texten systematisiert. Die Ergebnisse sind sowohl für die Übersetzungspraxis und -didaktik als auch für die Erstellung von Phraseologie-Wörterbüchern von Bedeutung.
Hanyi Bao Boeken
