Über Jahrhunderte hinweg waren die Universitäten für die Ausbildung der männlichen Jugend verantwortlich, ein unbestrittener „Hort der Männlichkeit“. Aber wer waren die ersten Frauen an den deutschen Hochschulen und wie erkämpften sie sich ihren Platz in der Wissenschaft? Der Beantwortung dieser zentralen Frage wird anhand historischer Quellen, neuester statistischer Auswertungen und biografischer Zeugnisse nachgegangen. Die Studie bietet erstmals eine Gesamtschau über die Entwicklung des Frauenstudiums im Deutschen Kaiserreich mit einem vergleichenden Ausblick bis in die Gegenwart. Sie stellt mit ihren Resultaten und statistischen Basisdaten auch eine Grundlage für spätere Forschung dar. Die Ergebnisse der Arbeit sind zudem von grundlegender Bedeutung für das heutige Verständnis von Gleichberechtigung und die immer noch vorherrschende Chancenungleichheit von Frau und Mann.
Marco Birn Boeken


Bildung und Gleichberechtigung
Die Anfänge des Frauenstudiums an der Universität Heidelberg
- 192bladzijden
- 7 uur lezen
Bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren Frauen in der akademischen Welt kaum vertreten. Ein grundlegender gesellschaftlicher Wandel begann, verkrustete Strukturen aufzubrechen und das Frauenbild zu verändern. In Heidelberg erkannten einige Professoren, insbesondere Naturwissenschaftler, das intellektuelle Potenzial junger Frauen, die trotz erheblicher Widerstände um den Zugang zur Universität kämpften. 1869 erhielt die Russin Sofja Kovalevskaja als erste Hörerin Zugang zur Ruperto Carola, doch dieser Fortschritt wurde bald wieder eingeschränkt. Erst gegen Ende des Jahrhunderts konnten weibliche Schulabgänger mit Reifezeugnis die gleichen Bildungsansprüche wie männliche Abiturienten einfordern. Zu Beginn des Jahres 1900 regelte das Land Baden als erstes in Deutschland die ordentliche Immatrikulation von Frauen. Im darauffolgenden Sommersemester waren erstmals vier junge Damen regulär an der Universität Heidelberg eingeschrieben. Dieses Experiment hatte weitreichende Folgen und markierte den Beginn der Erfolgsgeschichte des Frauenstudiums. Marco Birn analysiert die bis 1918 immatrikulierten Frauen, beleuchtet ihre Herkunft, Studienwahl und Studienverlauf im Vergleich zu männlichen Studierenden und beschreibt das Leben als Studentin in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts in Heidelberg.