Welche Rolle die Arbeitskraft im Marktmechanismus spielt, ob die Marxsche Betrachtung der Arbeitskraft als Ware heutiger Kritik standhält oder seine eigene Werttheorie diese Betrachtung relativiert und welche Perspektive sich daraus für die Arbeitskraft ergibt, wird bislang kaum diskutiert. Ingeborg Dummer untersucht das ökonomische Verhältnis der Arbeitskraft, wie es sich unter der gesellschaftlichen Oberfläche vollzieht. Arbeitskraft wird verstanden im umfassenden Sinne der Kräfte, Fähigkeiten und Kenntnisse des Menschen, der Entwicklung all seiner physischen, psychischen und geistigen Möglichkeiten. Die Autorin setzt sich mit der 'leistungsgerechten Entlohnung' auseinander und liefert Ansätze für eine gerechtere Verteilung des Reichtums, der durch die Arbeit geschaffen wird. Sie orientiert auf die Arbeitskraft als eine Wertform, die dazu beitragen kann, das Profitmotiv als Antrieb der gesellschaftlichen Produktion zurückzudrängen.
Ingeborg Dummer Boeken



Noch immer schreiben mehr Männer als Frauen Autobiografien. Aber nicht nur deshalb sind diese Erinnerungen ungewöhnlich. Hier schreibt eine Frau, die – aus einfachen Verhältnissen kommend und mit bitteren Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges – nach ihrer Bestimmung sucht. In aller Naivität stellt sie sich große Ziele: Sie will lernen, alles wissen, die Gesellschaft verändern helfen, aber auch eine Familie gründen, Kinder und Beruf in Einklang bringen. Vor allem will sie studieren und in der Wissenschaft arbeiten, um die erworbenen Erkenntnisse der Gesellschaft zur Verfügung zu stellen. In den späten Jahren des Realsozialismus scheiterte sie, weil eigenwillige Erkenntnisse nicht gefragt waren. Offenherzig gibt sie persönliche Konflikte preis, die sie lösen musste, um beides zu können: am Sozialismus aktiv mitzuwirken und der Liebe zu ihrer Familie immer auch Raum zu geben.
'Gigantische Einkommensunterschiede sind nicht zu rechtfertigen', kritisierte der zweithöchste Mann im Staat, Bundestagspräsident Norbert Lammert. Damit ist die Frage nach gerechten Verteilungsverhältnissen endgültig auch in den politischen Eliten angekommen. Aber wie dahin kommen? Ein Zurück in Zeiten des Wirtschaftswunders ist nicht möglich. Die SPD wollte den 'Arbeitskraftunternehmer' zum Vermögensbesitzer machen und landete bei Hartz IV. Teile der Linken plädieren für ein Grundeinkommen und die Gewerkschaften sehen sich mit schwindenden Normalarbeitsverhältnissen, Leiharbeit und Prekarisierung konfrontiert. Ingeborg Dummer analysiert, wie sich die Verteilungsverhältnisse in der Bundesrepublik entwickelten. Und sie diskutiert, was diese mit der Marxschen Werttheorie zu tun haben und welche Lehren aus dem untergegangenen Realsozialismus gezogen werden können. Denn es geht ihr darum, mit langem Atem nicht nur mehr soziale Gerechtigkeit zu erreichen, sondern auch in einer warenproduzierenden Gesellschaft die Dominanz des Profits zu überwinden.