Johannes Daniel Falk kann tatsächlich als zentraler Ideengeber für Johann Hinrich Wichern gelten, der im Allgemeinen als Hauptinitiator der Fürsorgeerziehung und Vater der „Inneren Mission“ bekannt ist. Falks Institut in Weimar stellt damit den eigentlichen Quellpunkt für eine deutschlandweit sich fortentwickelnde Fürsorge- und Erziehungsbewegung dar, aus der das „Diakonische Werk“ letztendlich dann erwuchs. Falk thematisierte seinerzeit schon den auch heute wieder ins Blickfeld geratenen inneren Zusammenhang von Erziehung, Bildung und ihren sozialen Faktoren. Er machte ihn angesichts der vielen zusehends verwahrlosten, aus allen sozialen Bindungen gefallenen Kinder und Jugendlichen zum Ausgangspunkt seiner praktischen erzieherischen Bemühungen. 2013 wird damit zum Jahr, in dem sich dieser Sozialimpuls, den Falk inmitten der Kriegswirren 1813 mit seiner Stiftung der „Gesellschaft der Freunde in der Not“ auf den Weg brachte, zum zweihundertsten Male jährt. Von seiner persönlichen Lebensgeschichte und der Geschichte dieses Erziehungswerks – bis hin zum wohl wichtigsten Aspekt seines Wirkens, der Aufnahme seiner Ideen durch J. H. Wichern – ist in diesem Buch die Rede.
Gerhard Heufert Boeken



Johannes Daniel Falk, bekannt als Verfasser des Weihnachtsliedes „O du fröhliche“, wurde 1768 in Danzig geboren. Er ist von leidenschaftlicher Natur, starkem Willen und Wissensdrang geprägt. Ein Stipendium ermöglicht ihm ein Theologiestudium in Halle, doch seine Bestimmung sieht er früh im Schriftstellertum. In dieser Romanbiographie wird Falks Leben eindringlich geschildert, beginnend mit prägenden Kindheits- und Jugenderlebnissen, über von Zweifeln geprägte Studienjahre, bis hin zu seiner schriftstellerischen Laufbahn als Satiriker. Die Begegnung mit seiner späteren Ehefrau und sein Wirken in Weimar runden das Bild ab. Dort genießt er die Unterstützung von Wieland, trifft Herder und führt tiefgreifende Gespräche mit Goethe. Während der Plünderung Weimars durch die Franzosen im Oktober 1806 beeindruckt er durch couragiertes Auftreten. Nach weiteren Kriegswirren findet Falk seine Lebensaufgabe in der Gründung der „Gesellschaft der Freunde in der Not“, um sich der Fürsorge und Erziehung von Kriegswaisen zu widmen. Der Fokus der Schilderung liegt auf diesem entscheidenden Wendepunkt in Falks Leben. Der abschließende Teil enthält eine chronologische Sequenz eigener Äußerungen, die seine Lebensgeschichte authentisch abrundet.
In Holstein an der Wende zum 17. Jahrhundert: Im vom Untergang bedrohten Kloster Reinfeld lebt noch eine kleine absonderliche Schar Zisterziensermönche — auf dem benachbarten Vorwerk des Herzogs erleben die leibeigenen Bauern eines zugehörigen Dorfes, wie nah Knechtschaft und Herrschaft beieinander liegen können. Gerhard Heufert nimmt den Leser in diesem historischen Roman in den hemmungslos romantischen Vordergrund einer kleinräumigen Geschichte mit, wo er ihn dann mit Personen allein läßt, die auf eine wohltuend unpsychologische Weise in einem urmenschlichen Weltzusammenhang erscheinen. Das Kloster, das Vorwerk, das Dorf — das sind hier nicht allein historische Kulissen, das sind die urtypischen Engstellen des Seins und des Bewußtseins des Menschen. Atmosphärisch kommen einem beim Lesen diese Menschen und ihre Verstrickungen allzu modern vor.