Sie sind draußen, die Menschen in den Erzählungen von Ulrike Ulrich. Sie arbeiten mit ihren Laptops im Wiener Kaffeehaus, sie spielen Akkordeon in der Pariser Métro, sie kleben illegal anarchistische Plakate an der Piazza di Spagna in Rom, sie halten in Zürich beim Palmenhaus ihre Füße ins Schildkrötenbecken, sie lernen in der Bar vom New Yorker Roosevelt Hotel jede Woche einen anderen Mann kennen, um mit ihm aufs Zimmer zu gehen und nachher einen Comic darüber zu zeichnen. Obwohl die meisten von ihnen ein Zuhause haben, suchen sie ihr Glück nicht in den eigenen vier Wänden. Draußen begegnen sie einander, verpassen, verbünden oder küssen sich, schließen Wetten ab, glauben an Zufälle und werden gemeinsam festgenommen. Ulrike Ulrich versammelt in diesem Band Erzählungen von sprachlicher Dichte und Präzision, die mit eigensinnigem Humor Einblicke in die Gedankenwelt der Figuren eröffnen und die Schönheiten und Abgründe des Menschseins in unserer Zeit aufdecken. Gegenwärtige Erzählungen, die Lust darauf machen, mit dieser Stimme um die Welt zu reisen. Zu Hause ist ohnehin niemand, weil sich alle auf die Suche begeben haben, ihren Sehnsüchten folgen, draußen um diese Zeit.
Ulrike Ulrich Boeken






Während wir feiern
Roman
Wie in jedem Jahr feiert die deutsche Sängerin Alexa am Abend des Schweizer Nationalfeiertags ihren Geburtstag mit einer Dachparty – leider noch ohne den Einbürgerungsentscheid. Währenddessen braucht Kamal eine sichere Bleibe. Wenn er nicht unverzüglich das Land verlässt, droht ihm die Abschiebung nach Tunesien. Weil dort aber Homosexuelle verfolgt werden, fragt er seinen Deutschlehrer Zoltan, ob er ein paar Tage bei ihm untertauchen kann. Doch Alexas bester Freund sagt Nein aus Gründen, die er nicht mal vor sich selbst zugibt. Im Laufe des Tages eskalieren die Ereignisse, und nicht nur das Fest, auf dem alles zusammenläuft, steht infrage. Inspiriert von Virginia Woolfs Klassiker „Mrs Dalloway“ zeichnet Ulrike Ulrich ein Panoramabild unseres Lebens in Europa – vielstimmig, mit eigenem Ton und literarischer Brillanz.
In Zürich, Genf und Basel entstanden in den vergangenen Jahren international beachtete Bauten von Genossenschaften. Was aber, wenn eine Familie aufgrund glücklicher Umstände Land besitzt und ausreichend Mittel, um zu bauen? Und was, wenn es keine Villa mit Pool und Parkanlage werden soll, sondern ein Vermächtnis für die nächsten Generationen und eine Handreiche an die Gesellschaft?? Es wurde ein Neubau mit 50 Wohnungen, Gewerbe, Gemeinschaftsräumen, Sauna, Jokerzimmern, Werkstatt, zusammenhängenden Balkonen, autoarm, orientiert an den Zielen der 2000-Watt-Gesellschaft, mit Beeten, Pizzaofen, Grillstelle und einem Innenhof als Begegnungsort. Die Winterthurer Familie Hagmann hat diesen Schritt gewagt und seit Frühjahr 2018 wohnen 122 Menschen im Hagmann-Areal. Das bunte Lesebuch gibt Einblicke in die Entstehung dieses aussergewöhnlichen Wohnbauprojekts. Es möchte all jenen Mut machen, die sich auch die Frage stellen, wie sie ein Haus bauen könnten
In dieser Geschichte gibt es viele Figuren. Die wichtigsten sind Vlavio und Anneliese, Anna, Marisa, Alina, John und Paul und Daniel. Alle von ihnen sind verliebt. Aber nicht von Anfang an finden die richtigen Paare zusammen. Liebe ist etwas Verwirrendes. Wie ein Wind, der von allen Seiten weht und alles durcheinander bringt. Manchmal braucht es deshalb einen zweiten Anlauf, damit man die Richtige oder den Richtigen findet. Und es braucht von allem eines: Vertrauen. Diese und weitere Geschichten entstanden im Winter 2016/17 im JULL. Während mehrerer Monate kamen die jungen Autor/innen dafür regelmässig ins Junge Literaturlabor. Sie besuchen alle die Sekundarschule Kappeli in Zürich Altstetten (School-in-Residence 2016/17). Gecoacht wurden sie von der Autorin Ulrike Ulrich.
Wenn in diesen acht Geschichten die Wahrheit über acht Geheimnisse ans Tageslicht kommt, dann hat das dramatische Folgen für das Leben der Figuren in diesen Geschichten. Egal, ob es nun um heimliche Schattenwesen, Geister aus dem Jenseits, eine mörderische Halloween-Party, mysteriöse Entführungen, rachedurstige Lehrer oder einfach nur um mörderische Liebe geht. Die Gefühle in diesen Geschichten sind stark. Und wer sie liest, braucht starke Nerven!!!
Hinter den Augen
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Eine Frau unterzieht sich einer Untersuchung in einem Magnetresonanztomographen: Sie sieht verschwommen, ein möglicher Gehirntumor soll ausgeschlossen werden. In dieser knappen Stunde erzwungener Unbeweglichkeit auf sich selbst zurückgeworfen, schneiden ihre Gedanken analog zu den Aufnahmen des Gerätes quer durch ihr bisheriges Leben, legen Momente von Angst, Schuld und Liebe frei. Tom ist tot. Alma verheiratet. Steven im Fernsehen. Barto schläft sicher noch. Oder wartet er schon auf ihren Anruf? Vielleicht wäre er doch besser mitgekommen. Und ihr Vater? Wieso hat er diesen Satz fallen lassen, dass die Mutter ihn zurückgeholt habe? Was hat er damit gemeint? In sich überlagernden Schnittbildern untersucht Ulrike Ulrich in gewohnt genauer und mit feiner Ironie durchsetzter Sprache die Fragen nach Verantwortung und Schuld, nach Vergebung und Sinnhaftigkeit. Ihr kluger, sensibel gewobener Text wächst und verzweigt sich durch die Labyrinthe menschlicher Beziehungen zu einem tomographischen Roman über die Möglichkeit zur Veränderung.