Douglas Selvage Boeken




Der »große Bruder«
Studien zum Verhältnis von KGB und MfS 1958 bis 1989
Das DDR-Ministerium für Staatssicherheit (MfS) blieb auch nach seiner formellen Gleichberechtigung mit dem sowjetischen Geheimdienst KGB 1958 ein »Diener zweier Herren«. Es agierte weiterhin zugleich als »Schild und Schwert« der herrschenden Staatspartei SED und als Dienstleister für die sowjetischen »Freunde«. Tatsächlich prägte nicht Gleichberechtigung, sondern informelle Unterwerfung des MfS die Kooperation mit dem KGB. Kaum bekannt ist, dass der KGB nicht nur die Möglichkeiten und Kapazitäten des MfS benutzte, sondern auch jene von Volkspolizei und Innenministerium, um seine Agenten-Netze für die Spionage im Westen zu stärken und auszubauen oder Informationen in der DDR zu sammeln - und dies oftmals ohne Wissen des MfS. Der KGB betrachtete die DDR als seine operative Spielwiese, in der er alleine die Gesetze des Handelns bestimmte. Dieser Band veranschaulicht anhand neu ausgewerteter Dokumente mit vielen konkreten Beispielen die unterschiedlichen Facetten der KGB-Präsenz in der DDR.
Staatssicherheit und KSZE-Prozess
MfS zwischen SED und KGB (1972–1989)
The book examines the influence and activities of the East German Ministry of State Security (MfS or Stasi) in relation to the Conference for Security and Cooperation in Europe (CSCE) and its subsequent conferences. It highlights the MfS's dual role: supporting the hardline stance of East German leadership during the CSCE process while also adhering to Soviet demands for a strict separation from West Germany. Minister of State Security Erich Mielke advocated for a tough approach toward West Germany, aligning with both the East German Party leadership and Soviet directives. However, the economic challenges faced by the GDR and the Soviet Union, particularly during the 1980s arms race with NATO and the U.S., forced both regimes to make concessions to the West, which limited the MfS's ability to suppress dissent within East Germany. This situation was further complicated by a growing movement for emigration to West Germany, spurred by the GDR's signing of the CSCE Final Act in 1975. Ultimately, the Stasi, caught between the demands of the East German Party and the Soviet Union, struggled to manage the domestic repercussions of the CSCE process and détente due to the concessions made by its two "masters" to the West.
Mit dem Auftauchen des für AIDS verantwortlichen HI-Virus Anfang der 1980er Jahre begannen Forschungen aber auch Spekulationen um dessen Herkunft. 1992 gab der Leiter der russischen Aufklärung zu, dass der sowjetische Geheimdienst hinter einer internationalen Desinformationskampagne zum Thema AIDS gestanden habe. Das Virus, so lautete eine zentrale Behauptung darin, stamme aus einem US-amerikanischen Forschungslabor und sei dort als Geheimwaffe entwickelt worden. Die vorliegende Studie geht auf der Basis von Akten aus Deutschland und ehemaligen Ostblockstaaten den Spuren dieser Kampagne nach. Dabei gerät vor allem die Rolle der Hauptverwaltung A (HV A) des Ministeriums für Staatssicherheit in den Blick. Von ihr wurden Forschungsprojekte unterstützt, die die „KGB-These“ untermauern sollten, oder Dokumentarfilme finanziert, die die Verschwörungstheorie auch im Westen zu verbreiten hatten. Das besonders Perfide daran: Die Desinformationen und die daraus entwickelten Verschwörungstheorien wirken weit über das Ende der kommunistischen Geheimdienste hinaus – teilweise bis heute. Im Kampf der Systeme wurden Falschinformationen in die Welt gesetzt – mit tödlichen Folgen.