Daniel Alder Boeken



„Nihil non figuratum est.“ – Nichts ist keine Figur. Quintilian untermauert mit diesem Zitat die Bedeutung der (rhetorischen) Figur für die Rhetorik. Während im Zuge einer dekonstruktivistischen Literaturwissenschaft rhetorische Figuren den Tropen, namentlich der Metapher, untergeordnet werden, knüpft dieser Band wieder bei Quintilian an und zeigt auf, dass die Figur selbst die Struktur der Tropen prägt. Sprache ist in erster Linie figural strukturiert. Untersuchungsgegenstand sind fünf Gedichte von Johann Wolfang von Goethe, Friedrich Schiller und Friedrich Hölderlin aus der Zeit um 1800. Als pars pro toto einer prae-poetologischen Literaturkonzeption zeigt dieser Band auf, dass jedes Gedicht während der Lektüre verändert wird: Wie jede rhetorische Figur als Doppelung eines semiotischen Elements erscheint, so ist das Gedicht Agens und Patiens, performativ verändernde Theorie und modifiziert werdende Literatur im selben Augenblick. Dieser These versucht der Band gerecht zu werden, indem er selbst theoretische Texte wie Roman Jakobsons Aufsatz Linguistik und Poetik oder Erich Auerbachs Figura auf ihre rhetorisch figurale Struktur hin untersucht und zugleich lyrische Texte auf ihr sprachtheoretisches Potenzial hin.
Inhalt
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Die Sammlung bietet eine facettenreiche Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Form und Inhalt in der Literatur. C. Steier diskutiert die Poetik des Vorworts, während M. Kundert über den komplexen Begriff des Inhalts reflektiert. E. S. Martinez analysiert die Bedingungen des vorherrschenden Formalismus im philologischen Diskurs. B. Peric thematisiert den Inhaltsbegriff in der Literaturwissenschaft, und A. Krause sowie S. Hendel beleuchten das Form-Inhalt-Problem. C. Socha untersucht Klopstocks Poetik des Mitausdrucks, während D. Alder Goethes „Auf dem See“ interpretiert. G. Hedin widmet sich Jean Pauls Erzählkunst, und M. Schmid setzt sich mit Kleists „Unwahrscheinlichen Wahrhaftigkeiten“ auseinander. M. Christen betrachtet den Umgang mit Inhalt in Büchners „Leonce und Lena“, während C. aus der Au die Interdependenz von Form und Inhalt in Fontanes Kunstkritiken analysiert. E. Dück diskutiert Mallarmés „Crise de vers“ und dessen Übersetzungen. J. Heller hinterfragt das expressionistische „Schreidrama“, und S. Fuchs beleuchtet die Narration in Rilkes „Malte Laurids Brigge“. D. Gorenstein erforscht Ernst Jüngers Hermeneutik der Käfer, während N. Busch die Analyse von Literaturproduktion in der Althusser-Schule thematisiert. C. Bartl und Y. Schumacher schließen die Sammlung mit Überlegungen zu Thomas Bernhard und der Popliteratur ab.