Mario Casella erkundet die Karpaten, eine oft vernachlässigte Region in Osteuropa, auf einer viermonatigen Pilgerreise. Er verbindet blutrünstige Legenden mit Relikten der kommunistischen Ära und entdeckt eine ländliche Welt voller eindringlicher Geschichten, während er im Dialog mit der Natur wandert.
Roberto Donetta war fliegender Samenhändler im Bleniotal, als er die Fotografie entdeckte und sie zu seinem Zusatzverdienst machte. Er hatte eine Familie zu ernähren und zog mit Samenkiste, Stativ und Kamera durch das ganze Tal. Die Leute wollten Fotos, und der Autodidakt setzte die Menschen im Tessin, ihren Alltag, ihre Feste, die Dörfer und die Landschaft hundertfach in Szene. Doch er kam aus der Armut nicht heraus. Von seiner Familie verlassen, starb er krank und allein in seinem Haus. Für die über 5000 Glasplatten in der Casa Rotonda interessierte sich 1932 niemand, bis ein halbes Jahrhundert später der Schatz gehoben wurde - und sich ein Fotograf von sensibler Modernität offenbarte. Auf Grundlage von Donettas Gedanken, meist bis spät in die Nacht in großformatige Rechnungsbücher notiert, erzählt Mario Casella das Leben eines eigenständigen Künstlers, aber tief verzweifelten Menschen. Die Stimme Saulles, der oft beim Fotografieren assistierte, trägt die vergnüglichen Geschichten hinter den Fotos bei und weiß um die Hingabe und Improvisationsfreude des Vaters bei seiner Arbeit. Im Zusammenspiel mit ausgesuchten Familienfotos erhellt der Roman nicht nur die bewegende Lebensgeschichte Roberto Donettas, sondern veranschaulicht auch die Anfänge der Fotografie - in einem hoffnungslos armen Tessiner Tal.
Das Eingeständnis des österreichischen «Skyrunners» Christian Stangl, nicht auf dem Gipfel des K2 gewesen zu sein, erschütterte 2010 die internationale Bergsteigerszene. Betrug, Täuschung und Fake News sind auch im Alpinismus präsent, und Zweifel an den Aussagen von Bergsteigern sind nicht neu. Der Tessiner Journalist und Bergführer Mario Casella beleuchtet in seinem neuen Buch dieses komplexe Thema mit psychologischem Feingefühl. Die Liste der Alpinisten, die der Lüge bezichtigt wurden, ist lang und umfasst Namen wie Walter Bonatti, Maurice Herzog und Reinhold Messner. Viele Anschuldigungen blieben über Jahre bestehen, und oft konnte nicht eindeutig geklärt werden, ob die Alpinisten tatsächlich gelogen hatten. Casella geht es jedoch nicht um die bloße Aufdeckung der Wahrheit, sondern um die Motivationen hinter dem Abweichen von der Wahrheit. Er analysiert die Mechanismen im Umgang mit Lügen in der Öffentlichkeit und den Medien. Zudem werden Verbindungen zu anderen Schattenseiten des Hochleistungssports, wie Erfolgsdruck, Doping, Drogensucht, Depression und Burnout, transparent gemacht. Das Buch bietet spannende und hochaktuelle Einblicke in die dunklen Seiten des Alpinismus und des Sports im Allgemeinen.
Eine abenteuerliche Reise durch das Gebirge und die Geschichte des Kaukasus
Die südliche Grenze der russischen Föderation steht seit den olympischen Winterspielen in Sotschi im Zentrum der medialen Interessen: die ungelösten Spannungen mit Georgien, die terroristischen Aktionen rund um die Unabhängigkeit der Kaukasusrepubliken, die Polemiken um die olympischen Bauten in Sotschi werden weiterhin die Aufmerksamkeit auf diese Region fokussieren. Die Erzählung dieses Abenteuers wechselt zwischen den Porträts von Personen und überraschenden Situationen, denen der Autor auf seinen zahlreichen Reisen durch die Region in seiner Eigenschaft als Journalist und Alpinist begegnete. Hinter der grandiosen Landschaft verbergen sich das Drama der kaukasischen Geschichte und die Spannungen der Gegenwart.