Beratung als Kunst?
Kreative Spielräume in Supervision, Coaching und Organisationsberatung
Kreative Spielräume in Supervision, Coaching und Organisationsberatung
Die heutige Arbeitswelt stellt Supervision, Organisationsentwicklung, Mediation und Coaching vor die Herausforderung der Ungewissheit. Durch ständige Veränderungen von Rahmenbedingungen im Umfeld von Organisationen und Institutionen ist sichere Planung kaum mehr möglich. Diese Offenheit und Flexibilität kann Angst machen. Gleichzeitig eröffnet sie unter gedeihlichen Bedingungen ein enormes kreatives Potenzial und einen weiten Möglichkeitsraum. Im Zentrum steht die Frage, wie arbeitsweltliche Beratung KlientInnen in Organisationen darin unterstützen kann, die (Übergangs-)Kompetenzen zu entfalten, die bei Reisen ins Ungewisse benötigt werden. Die AutorInnen, die sich auf verschiedene Referenztheorien beziehen, verfügen alle über fundierte Erfahrung in der Praxis der arbeitsbezogenen Beratung. Mit Beiträgen von Karin Lackner, Klaus Obermeyer, Harald Pühl, Anusheh Rafi, Kornelia Rappe-Giesecke, Renate Ritter, Ortfried Schäffter, Wolfgang Schmidbauer, Katrin Thorun-Brennan, Erhard Tietel, Michael Völker und Katharina Wendt
Praxis der Teamentwicklung in Organisationen
Teamsupervision ist eines der zentralen Beratungsverfahren für Team- und Qualitätsentwicklung durch Teamfallbesprechungen. Sie erhöht die Handlungssicherheit in komplexen Arbeitswelten und unterstützt Teamleitungen in der Erfüllung ihrer Aufgaben. In vierzig Jahren Teamsupervision hat sich ein Professionalisierungsprozess vollzogen, der die Supervisoren mit ihrer Verantwortung für die Organisationen ihrer Klienten konfrontiert. Heute bieten Teamsupervisoren Arbeitsbündnisse an, die das Interesse der Klienten einer Organisation mit dem der im Team tätigen Arbeitnehmer und dem der durch die Teamleitung repräsentierten Organisation ausbalancieren und Spannungsfelder bearbeiten. Vorrangig ist Teamsupervision dabei der qualitativ hochwertigen Erfüllung der Arbeitsaufgabe des Teams verpflichtet. Es gibt jedoch Veränderungen in der Arbeitswelt, denen Teamsupervision bisher nur unzureichend gerecht wird. Zu diesen Herausforderungen zählen der zunehmende Druck auf die Ressourcen, die permanente Veränderung von Teamstrukturen in fluiden Organisationen und die Virtualisierung. Diese Aspekte erzeugen die paradoxe Situation, dass in Zeit brüchiger Teamstrukturen höchste Anforderungen an Kooperationen gestellt werden. An diesem Punkt muss die Teamsupervision Supervision, Coaching, Mediation und Organisationsentwicklung flexibel miteinander kombinieren, für kreative Settinggestaltung sorgen, interdisziplinäre Kooperationen aufbauen und innere Spannungen und Unsicherheiten aushalten und sie nutzbar machen.
Narrative Zugänge in Beratung, Coaching und Supervision
Sprache und Narrative sind Brücken zwischen Körper und Welt. Unsere Arbeitserfahrungen vermitteln wir in Erzählungen und Dialogen. Berater: innen können an diesen Erzählmotiven anknüpfen, Geschichten weitererzählen, Metaphern nutzen und ihre Klient: innen ermächtigen, Narrative neu zu arrangieren und Ressourcen freizusetzen. Klaus Obermeyer vermittelt die inhärente Kraft der Narrative, die in Arbeitserzählungen und Organisationstheorien enthalten sind und beschreibt Denkmodelle und Methoden narrativer Beratung. In einem ausführlichen Praxisbeispiel wird illustriert, wie Beratung als poetischer Prozess gemeinsamer Autor: innenschaft funktionieren kann. Ein Beratungszugang, der auf die kreative Kraft von Sprache, Narrativen und Metaphern sowie auf deren ästhetische Dimension baut.
Organisationsberatung zwischen Befangenheit und Bewegungsfreiheit
BeraterInnen in arbeitsweltlichen Kontexten benötigen Theorien und Werkzeuge, um Widerstände und Komplikationen im Beratungsprozess zu verstehen und ihren eigenen Anteil daran zu erkennen. Klaus Obermeyer und Harald Pühl präsentieren in persönlich geschilderten Fallbeispielen aus verschiedenen Beratungsfeldern sowie theoretischen Beiträgen Strategien zur Reflexion und Steuerung der interaktionellen Dynamik in Beratungsprozessen. Sie betonen, dass die Subjektivität der BeraterInnen, einschließlich ihrer bewussten und unbewussten Aspekte, einen entscheidenden Einfluss auf das Beratungssystem hat. Beratung wird als Beziehungsgeschehen betrachtet, dessen Erfolg stark von den selbstreflexiven Fähigkeiten der BeraterInnen abhängt. Komplikationen werden nicht allein den Widerständen der Ratsuchenden zugeschrieben, sondern es wird die Verantwortung der BeraterInnen hervorgehoben, ihre blinden Flecken zu erkennen. Dies ermöglicht es, Dynamik und Entwicklung in festgefahrenen Prozessen wiederherzustellen. Beiträge von verschiedenen Autoren ergänzen die Diskussion und erweitern das Verständnis für die Herausforderungen und Chancen in der Beratung.